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Hier sehen Sie einen Teil der Hochstammrosenquartiere des Dresdner Rosengartens im Winter. Leider war es aus den verschiedensten Gründen in diesem Jahr nicht möglich genügend Deckreisig zu bergen. Deshalb wurden vorrangig die Rosen der Mittelachse und deren Randbeete mit Reisig geschützt.
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Hochstammrosen im Winter


Im Rosengarten Dresden stehen derzeitig 600 Rosenhochstämme. Während der Vegetationszeit sind alle Hochstämme an Seilen befestigt und benötigen daher keine Stützpfähle mehr. Seit Mitte der 1980er Jahre wird diese Variante der Hochstammbefestigung mit Erfolg im Dresdner Rosengarten betrieben und es ist aufgrund dieses Systems zu einer erheblichen Einsparung von Arbeitszeit gekommen. Einen kleinen Nachteil hat der Wegfall der Stützpfähle im Winter aber doch. Bei großkronigen Veredlungen und älteren Exemplaren wird es nie möglich sein einen vollkommenen Habitus zu erleben, denn dann müsste das Loch oder der Erdhaufen zum Winterschutz der Krone einfach riesig sein. Da ist es dann doch besser, alles gut mit Jute, Leinwand, Reisig oder ähnlichem zu "beschatten".


Diese Variante des Winterschutzes birgt allerdings eine Gefahr. Alle zu verwendenden Materialien müssen luftdurchlässig sein um ein gesundes Mikroklima unter der Abdeckung zu gewährleisten. Derartige Materialien speichern aber auch in großem Maße Wasser in ihren Maschen und Poren. Bei Frost wird aus dem feuchten und nassen Material ein gewaltiger Eispanzer der in Verbindung mit Wind, Schnee und Sturm eine nicht zu vernachlässigende statische Größe darstellt. Hier gilt es durch stabile Abstützungen einem Umbrechen des Hochstammes vorzubeugen. Das Problem des Einpackens der Hochstämme ist in einer öffentlichen Grünanlage immer ein Problem. Zuerst einmal stehen die Hochstammrosen im Rosengarten Dresden ziemlich dicht beieinander, damit sie ein geschlossenes Gesamtbild ergeben können. Dann sind es, bei vollem Bestand, 600 Stück die da ihrer Pflege harren. Und ein nicht unwesentlicher Grund für uns, die Rosen "unter die Erde zubringen", ist der immer stärker werdende Vandalismus in Zeiten in denen ein Park doch nicht so oft wie in der Saison von aufmerksamen und couragierten Besuchern begangen wird.

Unser Winterschutz vor Ort hingegen besteht im Umlegen der Stämme und dem Eingraben der Kronen. Besser ist es natürlich, wenn die Kronen nach dem Umlegen oberirdisch mit Erde angehäufelt und nicht eingegraben werden. Bei eingegrabenen Hochstämmen kann es vorkommen, dass sich in den Gruben Sickerwasser sammelt. Hierzu sichert man die Hochstämme gegen ein ungewolltes Wiederaufrichten, mit zwei x-förmig, unterhalb des Kronenansatzes in die Erde gesteckten Hölzern. Im Dresdner Rosengarten ist es eindeutig eine Platzfrage und bisher hat sich in den kleinen Gruben für die Kronen auch noch nie Wasser gesammelt. Als Stammschutz werden die gesamten Beete dann noch mit Fichtenreisig abgedeckt. Dieser Winterschutz bzw. der Winterschutz an Rosen, ist eher ein Verhindern von zu zeitiger Sonneneinstrahlung, als ein Schutz vor sehr niedrigen Temperaturen, denn die Erde friert bei strengen Wintern auch bis 30-40 cm tief durch. Wenn im Januar / Februar die Sonne wieder kräftiger scheint, kommt es mitunter zu Temperaturdifferenzen zwischen Tag und Nacht von 20° Celsius und mehr. Des Weiteren wird durch den Schnee das Sonnenlicht um ein Vielfaches verstärkt und reflektiert. Damit sind alle Pflanzenteile die nicht vom Schnee bedeckt sind durchaus gefährdet, vorzeitig aus der Winterruhe reaktiviert zu werden.
Wichtig ist beim Pflanzen, daß man darauf achtet in welche Richtung der Hochstamm im Winter eventuell umgelegt wird, denn daraus resultiert die Ausrichtung des Zapfens. Unter dem Begriff des "Zapfens" versteht man die Stelle, an der die anderen nicht benötigten Triebe der Stammbildenden Rosenunterlage abgetrennt wurden. Sie befindet sich wenige Zentimeter über dem Wurzelhals und ist deutlich als Knick in der Geraden von der Wurzel bis zur Krone zu erkennen. Hier ist unbedingt darauf zu achten, daß immer über diese Schnittstelle gebogen (gezogen) wird, damit es nicht zu einem Ausbruch des Stammes kommt. Bildlich gesehen könnten Sie es mit ihrem Daumen vergleichen. Dieser lässt sich im Normalfall problemlos in Richtung geschlossene Faust biegen, aber in die Entgegengesetzte Richtung gelagerte Biegeversuche verursachen sehr oft große Schmerzen.

Ganz problemlos ist natürlich auch diese Art des Winterschutzes an Hochstammrosen nicht. Neben dem sehr straffen Rückschnitt der Krone und einem damit verbundenem Verlust an Kronenbildendem Holz, kann es durchaus passieren, dass die Stämme einmal brechen. Dieses Problem der eventuell zerbrechenden Hochstämme haben wir versucht durch mehrere Dinge in den Griff zu bekommen.

1.
Es werden als Stammbildner Rosen bevorzugt, die einen sehr weiten Nodienabstand haben. Im Hochstammrosenbereich hat sich bei vielen Produzenten die Sorte Rosa canina 'Pollmer' durchgesetzt. Sie hat schlanke Triebe mit großen Nodienabständen und damit reduziert sich deutlich die Anzahl der „Sollbruchstellen“ (Nodien) pro Stamm. Als Nodien bezeichnet man am Stamm befindliche Sprossknoten an denen die Blätter bzw. Nebentriebe entspringen. Das funktioniert in der Regel nur, wenn man die Möglichkeit hat den Baumschulen diese Wünsche vor Veredlungsbeginn auch vertraglich sicher mitzuteilen.

2.
Die Hochstämme werden auf der der Zugrichtung gegenüberliegenden Seite mit dem Spaten hinterstochen, so dass dabei die dort wachsenden Wurzeln abgetrennt werden. Es entsteht eine Art Scharnier im Wurzelbereich, welches, wie wir aus Aufgrabungen wissen, der Rose nicht schadet. Diese Variante haben wir von einem alten Rosengärtner übernommen.

3.
Die Rosen werden nicht gebogen, sondern gezogen. Dabei zieht man mit der einen Hand unterhalb der Krone und mit der anderen Hand zwischen Stammmitte und Wurzelansatz den Hochstamm in Richtung Boden. Dadurch wird das Biegemoment drastisch reduziert.

Letztendlich wird es aber bei den Rosen nach einer ungefähren Standzeit von 15 Jahren doch jedes Jahr ein immer „spannenderer“ Moment diese in die Erde zu bekommen. Hier ist es dem Feingefühl des Gärtners zu danken wenn es gelingt einen recht verlustfreien Winterschutz durchzuführen. Wichtig ist es allemal!