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Die Klassifikation der Rosen - Bestimmendes Ordnungssystem der Vielfalt


"Der Rosenfreund möchte keine stärkere formale Differenzierung, sondern die Vielfalt sinnfällig geordnet sehen."

Dieser Leitgedanke bestimmt in "Das Neue Rosenbuch" von Eckart und Fritz Haenchen das gesamte Kapitel über Rosenklassifikation, aus welchem wir hier die wesentlichsten Aspekte zum Thema verwenden durften. Mit ihrem nunmehr bereits in der 4. Auflage vergriffenen Buch bekommen wir ein Werk an die Hand, welches immer wieder klare und verläßliche Antworten auf Fragen liefert, die die Rosenfreunde bewegen.


Die uns zur Verfügung stehenden Sorten weisen eine fast unübersehbare Vielfalt in Blütengröße und -form, Laub- und Blütenfarbe, in Wuchseigenschaften usw. auf. Zu einer allgemeinen Verständigung ist daher ein bestimmtes System der Einordnung notwendig. Die Klassifikation der Rosen ist aber im Laufe der Jahre zu einem Thema geworden, bei dem der Laie große Schwierigkeiten hat und auch der Fachmann sich nicht wohl fühlt. Wie ist das möglich?

Diese Roseneinteilung, die jedoch nirgends exakt und verbindlich festgelegt ist und die, wie bereits angeführt, in verschiedenen Ländern auch unterschiedlich gehandhabt wird, macht Fachleuten und Laien viel Kopfzerbrechen, da sie bei vielen neueren Sorten einfach nicht mehr genügt. Es gibt deshalb viele Kritiker an diesem System, aber nur wenige, die ernsthaft den Versuch machen, ein besseres und für alle Belange akzeptables Ordnungsprinzip zu erarbeiten. Eine der Hauptschwierigkeiten besteht dabei wohl darin, daß sowohl der Fachmann als auch der Laie damit etwas anfangen können muß. So ist es vollkommen sinnlos, ein riesiges System zu erarbeiten, das vielleicht eine Einordnung aller Besonderheiten ermöglichen würde, das aber für den Nichtfachmann nur noch mehr Verwirrung stiften würde. In verschiedenen Ländern erarbeitete neue Klassifikationen konnten sich nicht durchsetzen. Vielleicht kommt man besser zurecht, wenn die Gruppen so zusammen gefaßt werden, daß alle großblumigen Sorten als Teehybriden und alle Beetrosen ebenfalls nur mit einem Namen, etwa als Floribunda, bezeichnet werden. Die morphologischen Unterschiede der bisherigen Klassen würden dann in die Beschreibung der Eigenschaften der einzelnen Sorten eingehen. Findet man keine Beschränkung, wird die Einführung neuer Klassen kein Ende nehmen. So hat man vor einigen Jahren versucht, eine Klasse "Flora-Tee" neu einzuführen, deren besonderes Merkmal in Teehybriden-Blüten gesehen wird, die in einem Blütenstand zusammenstehen, und zwar einzeln an kurzen Seitentrieben einer Hauptachse.
Auch die Einführung der sogenannten "Compacta-" und der "Sub-Zero-Rosen", bei denen bestimmte gemeinsame Merkmale eine neue Klasse rechtfertigen sollten, kann die Verwirrung nur steigern. Der Rosenfreund möchte keine stärkere formale Differenzierung, sondern die Vielfalt sinnfällig geordnet sehen.

Die intensive Züchtungsarbeit der letzten Jahrzehnte brachte es zwangsläufig mit sich, daß zahlreiche Züchter Sorten der verschiedensten Gruppen miteinander kreuzten und Sorten aus diesen Arbeiten in den Handel brachten. Die Folge ist natürlich, daß wir heute alle Übergänge zwischen den verschiedenen Gruppen vorfinden. Die Gruppen verfließen so ineinander, daß niemand mehr eine exakte Trennung durchführen kann. Dazu kommt noch, daß es keine international bindenden Vorschriften über die Klassifizierung gibt und demzufolge in verschiedenen Ländern unterschiedliche Einteilungen üblich sind. Das beginnt damit, daß einzelne Gruppen nicht überall geführt werden. So fassen beispielsweise die Züchter der USA die Gruppen der Floribunda- und Polyantha-Hybriden zu einer Gruppe zusammen. Wird nun eine solche Sorte bei uns eingeführt, so erscheint sie mit der Bezeichnung Floribunda, obwohl sie nach unseren Prinzipien etwa zu den Polyantha-Hybriden gehört.
Andererseits spielt bei der Klassifizierung auch der Geschmack eine Rolle. So wird bei uns niemand auf den Gedanken kommen, eine einfachblühende Sorte mit nur fünf Blütenblättern in die Gartenrosen einzuordnen, weil wir uns darunter edle gefüllte Blumen vorstellen, und für uns eine vielleicht auch noch so große, aber einfache Blüte einfach keine ,,Edelrose" sein kann. In anderen Ländern ist das aber durchaus möglich. Eine einfache Umgruppierung ist aber auch nicht zulässig, da nach internationalen Vereinbarungen die Zuordnung durch den Züchter maßgebend ist. Das ist auch verständlich, da sonst die Verwirrungen noch größer würden. Als anderes Beispiel werden in der DDR die Kletterrosen alle in einer Gruppe zusammengefaßt. Unterschiede im Wuchs, der Blüte usw. werden nicht gesondert ausgewiesen. Die amerikanischen Züchter unterscheiden dagegen je nach Wuchstyp Ramblersorten mit biegsamen Trieben und Climber-Sorten mit mehr oder weniger festen Trieben. Aber auch in dieser Einteilung sind wieder nicht alle Sorten einwandfrei einzuordnen. So gibt es heute kein System, das wirklich in der Lage ist, einwandfrei Ordnung in die Vielfalt der Sorten zu bringen und gleichzeitig - das darf nicht vergessen werden - für den Laien verständlich ist.
In den letzten Jahren hat es einige Bemühungen gegeben, neue und verbesserte Einteilungen aufzustellen, aber auch dort ist das letzte Wort noch nicht gesprochen. Versuchen wir zunächst, das bisher in den meisten europäischen Ländern übliche System etwas näher zu betrachten. Als Hauptgruppen werden die Teehybriden, zu denen die sogenannten großblumigen Sorten zählen, und die Beetrosen, worunter alle vielblumigen Sorten vereinigt werden, unterschieden. Man kann sich über die Zweckmäßigkeit dieser Begriffe streiten. Das beide Bezeichnungen nicht sehr glücklich gewählt sind, leuchtet schon deshalb ein, da sowohl die Gartenrosen auf Beeten als auch die Beetrosen im Garten stehen können. Es ist aber wenig fruchtbringend, darüber einen Disput zu führen, solange nicht bessere und treffendere Bezeichnungen gefunden werden, die sich auch durchsetzen können und jedem Gartenfreund verständlich sind.

* So muß sich ein neues System notgedrungen auch wieder auf die allernotwendigsten Prinzipien beschränken. Zwei Versuche, das Problem der Rosenklassifikation zu bewältigen, sind bekanntgeworden. Es sind Vorschläge der englischen Rosengesellschaft, der Royal National Rose Society und der amerikanischen Rosengesellschaft, der American Rose Society.
Es ist hier nicht der Platz, diese in allen Einzelheiten aufzuführen. Da sie aber beide international diskutiert werden, sollen wenigstens ihre wichtigsten Grundzüge dargelegt werden. Der englische Vorschlag gliedert nach dem Prinzip der Dezimalklassiflkation drei Hauptgruppen:
1. Arten,
2. Sorten bis 1970,
3. Sorten ab 1970.
In diesem Einschnitt mit dem Jahr 1970 ist bereits eine große Schwierigkeit enthalten, da man für die richtige Einordnung zum Sortennamen das Jahr der Einführung wissen muß, was zumindest für den Laien in den meisten Fällen fast unmöglich ist. Die Sorten bis 1970 werden etwa nach den bei uns üblichen Prinzipien gegliedert. Bei Sorten ab 1970 verzichtet man generell auf die Einteilung nach Teehybriden, Floribunda usw. und kennt nur noch den Begriff der Beetrosen für alle Sorten mit einer durchschnittlichen Wuchshöhe zwischen 60 und 150 cm. Erst in der weiteren Unterteilung wird nach der Blütengröße unterschieden und diese als das Hauptmerkmal für die Gliederung herangezogen. Ähnlich wird in den anderen Gruppen verfahren. So nachteilig unsere bisherigen Bezeichnungen sind, fragt es sich, ob zumindest dem Laien geholfen ist, wenn er sich etwa unter der Bezeichnung 3.3.1. eine Strauchrose, die nach 1970 eingeführt wurde, mit einer Wuchshöhe von über 150 cm und einem Biütendurchmesser von weniger als 5 cm vorstellen soll. So weit sind wir eben doch noch nicht zu Datenverarbeitern geworden, daß uns Zahlen mehr als Begriffe sagen.

Der amerikanische Vorschlag kennt den Einschnitt nach Einführungsjahr nicht. Er hält sich etwa an die bisher übliche Einteilung, wobei für die in Deutschland übliche Unterteilung nach Floribunda und Polyantha-Hybriden nur die Gruppe Floribunda vorhanden ist. In diesem System wird ein Code aus einer römischen Zahl und einem Buchstaben verwendet, dazu kommt noch ein Farbschlüssel, der aus den Anfangsbuchstaben der englischen Bezeichnung besteht. Demnach stellt, um ein Beispiel anzuführen, die Bezeichnung ,,III C or" eine orangerote Floribundasorte dar. Die Verwendung einer Mischung von Buchstaben und Zahlen, dazu noch römischer, dürfte wohl auch nicht sehr zweckmäßig sein. Auch dieses System stellt keine Ideallösung dar.
Bei der Schwierigkeit der Entwicklung einer zufriedenstellenden Lösung dieser Problematik wird es der Rosenfreund vorziehen, sich in Rosengärten oder öffentlichen Anlagen, in denen die Rosen allerdings noch viel zu selten mit den Sortennamen beschildert sind, die für seinen Zweck richtigen Sorten auszusuchen, und wo das nicht möglich ist, wird er auf exakte Sortenbeschreibungen zurückgreifen oder sich Rat von Erfahrenen holen. *


Quellen:

* "DAS NEUE ROSENBUCH"
Eckart und Fritz Haenchen

Alle Aufnahmen stammen von
Dr. Eckart Haenchen

Eingetragene Warenzeichen sind nicht besonders gekennzeichnet. Daraus kann nicht geschlossen werden, daß solche Bezeichnungen freie Warennamen sind.


*1972 Erste Auflage
Alle Rechte vorbehalten
VEB Deutscher Landwirtschaftsverlag, 104 Berlin, Reinhardtstraße 14
Veröffentlicht unter Lizenz-Nr. 101-175/23/72
Verlagsdirktor Alfred Frübing
Einband und Schutzumschlag: Horst Albrecht, Berlin
Klischeeherstellung: Grafischer Großbetrieb ,,Völkerfreundschaft", Dresden
Satz, Druck und buchbinderische Verarbeitung: Druckwerkstätten Stollberg VOB
Druck der Farbtafeln: Union-Druckerei Dresden
ES 22 G - Best.-Nr. 5582921

"DAS NEUE ROSENBUCH"
Eckart und Fritz Haenchen

Alle Aufnahmen stammen von
Dr. Eckart Haenchen

Eingetragene Warenzeichen sind nicht besonders gekennzeichnet. Daraus kann nicht geschlossen werden, daß solche Bezeichnungen freie Warennamen sind.


4., unveränderte Auflage Alle Rechte vorbehalten
© VEB Deutscher Landwirtschaftsverlag,
DDR - 1040 Berlin, Reinhardtstraße 14
Veröffentlicht unter Lizenz-Nr. 101-175/120/81
LSV 4345
Lektor: Christine Markraf
Grafische Gestaltung: Waltraud Schramm
Printed in the GDR