rosen
 
   
Rose Gaujard
Die Polyantharosen (Pol)


Die Entstehung dieser Gruppe ist nicht so erfolgt, wie man es so oft nachlesen kann. Bei der Frühgeschichte müssen wir einige Zusammenhänge vermuten, wie sie in den Darstellungen von L. Levy (1931) und R. Shepherd (1954) zugrunde gelegt sind. Danach ist die Entwicklung etwa wie folgt verlaufen:

Um 1865 sandte Robert Fortune, der in China und Japan jahrelang tätige Pflanzensammler, auch eine niedrige, einmalblühende Form von Rosa multiflora nach England. Die Blüten waren rosa, halbgefüllt und in Rispen. 1870 erhielt auch der Bürgermeister von Lyon in Frankreich eine Pflanze hiervon, die er in einen Park pflanzen ließ. Aus irgendwelchen Gründen wurde sie schon bald wieder entfernt, und diese Pflanze erhielt dann Jean Sisley, ebenfalls in Lyon, der sie in seinen Garten pflanzte und aus ihr eine ganze Reihe interessanter Sämlinge erzog. Nun liegt die Vermutung sehr nahe, daß er einen dieser Sämlinge an seinen Freund, den Baumschulbesitzer Guillot in Lyon, abgab, daß dieser ihn vermehrte und schließlich 1875 unter dem Namen 'Ma Päquerette' in den Handel gab.

Noch einige Informationen über die Herkunft des Namens R. polyantha. Schon 1784 hatte der schwedische Botaniker Thunberg unsere heutige Rosa multiflora benannt.

1843 gaben die beiden deutschen Botaniker Siebold und Zuccarini einer asiatischen Rose den Namen Rosa polyantha, ohne zu ahnen, daß diese Rose schon lange vorher von Thunberg beschrieben worden war als Rosa multiflora. 1876 schließlich gab der französische Gärtner Carriere der Urform von Guillot den Namen Rosa polyantha, ebenfalls ohne von dem Bestehen des Namens etwas zu wissen. Rehder (1902) nannte die gleiche Rose Rosa multiflora x R. chinensis, ohne weitere Bezeichnung. In Frankreich aber blieb man im Gartenbau auch weiterhin bei dem Namen Rosa polyantha, der sich als Gruppenbezeichnung bis heute gehalten hat. Soweit über die erste Polyantha-Rose.

Nun begannen sich auch andere Rosenzüchter für die Polyantha-Rosen zu interessieren, zunächst nur Franzosen, dann aber auch Bennett und G. Paul in England, Soupert & Notting in Luxemburg, Peter Lambert und Nicola Welter, beide in Trier, usw.
Die meisten Sorten sind niedrig, sehr buschig, vielblumig; die Blüten meist nur klein, 3 - 4 cm breit, einfach oder gefüllt, ausgezeichnet für die Beetbepflanzung, aber nicht als Schnittblume geeignet. Die meisten Sorten stammen von europäischen Züchtern, aber auch sehr viele sind Mutationen (Sports). In der Belaubung erinnern die meisten stark an Rosa multiflora, manche späteren Sorten aber sind Abkömmlinge von Rosa wichuraiana, so 'Ellen Poulsen', oder ganz deutlich sichtbar bei 'The Fairy'. Levavasseur kreuzte auch mit "Crimson Rambler', Poulsen mit 'Dorothy Perkins', ebenso Tantau ('Johanna Tantau').
Die für die weitere Entwicklung dieser Klasse bedeutsamen Sorten mögen hier folgen; eine vollständige Liste der bis 1930 herausgegebenen Sorten vgl. bei L. Levy (1931).
- 1880 'Cecile Brunner' (Ducher), rosa mit gelbem Grund (hiervon abstammend 'Gabrielle Privat', 'Bopeep' u.a.).
- 1881 'Mignonette' (Guillot), rosa und weißlich, enorm reichblühend und frosthart.
- 1883 'Perle d´Or' (Dubreuil), gelb.
- 1887 'Gloire des Polyantha' (Guillot), rosa, weißer Grund.
- 1889 'Clotilde Soupert' (Soupert & Notting), zartrosa, Mitte weiß.
- 1889 'Eugenie Lamesch' (P. Lambert), ockergelb, Rand karmin.
- 1889 'Leonie Lamesch' (P. Lambert), hell kupfrig, Mitte gelb.
- 1901 'Katherina Zeimet* (P. Lambert), reinweiß.
- 1903 "Mme Norbert Levavasseur' (Levavasseur), karminrot.
- 1906 'Aennchen Müller' (J. C. Schmidt), hellrosa.
- 1909 'Orleans Rose' (Levavasseur), geraniumrot.
- 1910 'Yvonne Rabier' (Turbat), weiß, Mitte gelblich.
- 1914 'Echo' (P. Lambert), tief rosa bis fast weiß.
- 1915 'Greta Kluis' (Kluis & Koning), karminrot.
- 1918 'Eblouissant' (Turbat), dunkelrot.
- 1925 'Superba' (de Ruiter), karmin.
- 1928 'Johanna Tantau' (Tantau), rosa und gelblichweiß.
- 1929 'Gloria Mundi' (de Ruiter), orangescharlach.
- 1930 'Taul Crampel' (Kersbergen), orangescharlach.
- 1931 'Flamboyant' (Turbat), leuchtendrot.
- 1932 'The Fair' (Bentall), hellrosa.
- 1937 'Orange Triumph' (Kordes), scharlachrot.

Im Anschluß an die Polyantha-Rosen sollen hier noch die sogenannten "Compacta-Rosen" kurz erwähnt werden, die von de Ruiter entwickelt wurden. Sie wachsen außerordentlich gedrungen, haben ziemlich starre Triebe, die schon nach 15-20 cm Höhe in breite oder mehr kegelförmige Blütenstände endigen. Die Höhe beträgt nur 30-40 cm bei 30 cm Breite; herausragende Triebe sollte man einkürzen. Von einigen Sorten sind die Eltern bekannt. Sie wurden in Deutschland und in England mit den Namen der "Sieben Zwerge" benannt.

- 1954 'Alberich' (= 'Happy'). 'Robin Hood' x 'Katharina Zeimet'. Hellrot, sehr kleinblumig, halbgefüllt.
- 1954 'Degenhard' (= 'Doc'). 'Robin Hood' x Polyantha-Sämling. Rosa, halbgefüllt.
- 1954 'Eberwein' (= 'Dope'). 'Robin Hood' x Polyantha-Sämling. Karmin, halbgefüllt.
- 1955 'Balduin' (= 'Sieep'). ('Orange Triumph' x Geheimrat Duisberg') `x Polyantha-Sämling. Rosarot, gefüllt, sehr kleinblumig.
- 1955 'Bertram' (= 'Sneezy'). Rosa, einfach.
- 1955 'Giesebrecht' (= 'Bashfull'). Rosarot, weißes Auge, einfach.
- 1956 'Burkhardt' (= 'Grumpy'). Rosa, einfach.
Bei den letzten drei Sorten sind die Eltern nicht bekannt.


Quelle:

"Rosen, Rosen, Rosen"
Unser Wissen über die Rose
Gerd Krüssmann
Verlag Paul Parey
Berlin und Hamburg 1974

ISBN 3 489 71722 8