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Rose Schwarzer Samt
Die Kletterrosen (Kl)


Kletterrosen brauchen zur vollen Entfaltung eine Stütze. Da sie selbst bis auf die Stacheln keine Organe ausbilden, mit denen sie sich festhalten können, brauchen sie die entsprechende Hilfe. Aus diesem Grund sind es aber wirklich Kletterrosen und keine Schlingrosen oder Rankrosen, wie sie oft genannt werden, die es aber nicht gibt und nicht geben kann. Denn sie schlingen weder wie eine Bohne noch ranken sie wie die Weinrebe. Der Begriff der Heckenrose, der ebenfalls gebraucht wird, ist ebenso falsch, wenn er für Kletterrosen gebraucht wird. Unter den Kletterrosen werden Sorten der verschiedensten Abstammung zusammengefaßt. Sie sind alle lediglich durch das gemeinsame Merkmal der Ausbildung langer Triebe, die eine Höhe von allgemein mindestens 2,5 m erreichen, gekennzeichnet. Die Eigenschaften der unterschiedlichen Ausgangsarten spiegeln sich vielfach noch in den Eigenschaften der Sorten wieder. In den Sortenbeschreibungen wird bei allen Kletterrosensorten die Ausgangsart angegeben. Es ist bereits dadurch möglich, gewisse Rückschlüsse auf Wuchs, Winterhärte und Blüheigenschaften, wie einmal-oder öfterblühend, zu ziehen.
Die Kletterrosen des Sortiments lassen sich auf fünf Ausgangspositionen zurückführen: die Abstammung von Rosa wichuraiana, Rosa multiflora, Rosa setigera, Rosa kordesii und Climbing-Formen.

Rosa wichuraiana (Wich.) ist in sehr vielen Kletterrosensorten mit ihrem Erbgut zu finden. Die Triebe dieser Art sind lang, biegsam und hängen deshalb stark über, bzw. sie kriechen, wenn sie keine Stütze erhalten. Das Laub ist stark glänzend und gesund. Die Sorten, die als Hybriden aus dieser Art entstanden sind, blühen allgemein einmal, dafür aber sehr reich und lange. Eine Ausnahme bildet ,New Dawn', bei der die Eigenschaft des Remontierens als Sport aufgetreten ist.

Rosa multiflora (Mult.). Diese Art spielt nicht nur als Veredlungsunterlage und bei der Entstehung unserer Polyantharosen eine Rolle, sondern ist auch bei einer Anzahl Kletterrosen an deren Entstehung beteiligt. Die Sorten dieser Abstammung blühen nur einmal, dafür aber in großen Rispen und sehr reich, mit meist kleinen Blüten. Die Pflanzen sind sehr starkwüchsig, sie wachsen mit kräftigen, aufstrebenden Trieben. Durch Erbgut der ,Crimson Rambler' ist häufig Mehltauanfälligkeit vorhanden.

Rosa setigera (Set.). Die Prärierose stammt aus Amerika und diente vor allem zur Züchtung winterharter Kletterrosen. Die meisten Sorten sind allerdings heute nicht mehr anzutreffen. Hybriden von Rosa setigera sind einmalblühend.

Rosa kordesii (Kord.). Die Kordesii-Rosen haben ihren Ursprung in der Sorte ,Max Graf' (Bowditch 1919), die eine Hybride aus Rosa rugosa x Rosa wichuraiana darstellt. Aus dieser Sorte, die an sich steril ist, entstand 1940 bei Kordes durch Selbstung ein Sämling, der sich im Gegensatz zur Ausgangssorte als sehr fertil erwies; wie sich bei genauer Untersuchung herausstellte, durch eine spontane Chromosomenverdopplung. Während ,Max Graf' nur einen Chromosomensatz von 2 n = 14 aufwies, war der neue Sämling mit 2 n = 28 tetraploid. Dieser Sämling, der als Rosa kordesii bezeichnet wurde, war sehr gut als Vater- und auch als Muttersorte für die Züchtung zu verwenden. Die wertvollen Eigenschaften, wie Winterhärte, auffallend gute Gesundheit, kräftiger Wuchs, glänzendes Laub, wurden auf die Nachkommen gut vererbt, so daß nach 1950 sehr schnell eine ganze Reihe von Sorten in den Handel kam, von denen die meisten öfterblühend sind.

Climbing-Sporte. Bei vielen Sorten der Garten- und Beetrosen treten spontan Formen auf, die sehr lange, kletterrosenartige Triebe bilden, in allen übrigen Eigenschaften jedoch weitgehend der Ausgangssorte entsprechen. Es gibt kaum eine Sorte, die in größerem Rahmen angebaut wurde, von der nicht irgendwo ein solcher Sport gefunden worden wäre. Kommen solche Sorten in den Handel, so wird nach internationaler Vereinbarung vor den Sortennamen der Ausgangssorte die Bezeichnung "Climbing" (= kletternd) gesetzt. So heißt die kletternde Form von 'Orange Triumph' eben 'Climbing Orange Triumph'. Die Eigenschaft des öfterblühens überträgt sich auch auf die Climbing-Formen. Trotzdem befriedigen viele Sorten nicht in der Reichblütigkeit, da oft das starke Wachstum auf Kosten der Ausbildung der Blüten geht. Ganz besonders wirkt sich das bei Sporten der Teehybriden aus.


Quelle:

"DAS NEUE ROSENBUCH"
Eckart und Fritz Haenchen

Alle Aufnahmen stammen von
Dr. Eckart Haenchen

Eingetragene Warenzeichen sind nicht besonders gekennzeichnet. Daraus kann nicht geschlossen werden, daß solche Bezeichnungen freie Warennamen sind.

4., unveränderte Auflage Alle Rechte vorbehalten
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Lektor: Christine Markraf
Grafische Gestaltung: Waltraud Schramm
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