rosen
 
   
Alte Rosen und Wildrosen


Jacob - Grimm - Müller

"Alte Rosen und Wildrosen"
Anny Jacob... 2. verb. Aufl. - Stuttgart: Ulmer, 1992 ISBN3-8001-6498-1
NE: Jacob, Anny

© 1990, 1992 Eugen Ulmer GmbH & Co.
Wollgrasweg 41, 7000 Stuttgart 70 (Hohenheim)
Printed in Germany



Rosa moyesii

"... R. moyesii kam um die Jahrhundertwende aus den gebirgigen Gegenden Westchinas nach Europa und zählt zu den bekanntesten und beliebtesten
Willdrosen. Kaum eine andere Wildrose hat ein so außergewöhnliches, fast düsteres Blutrot als Blütenfarbe. Die Blüten erscheinen einzeln oder in kleinen Büscheln Anfang Juni an den Spitzen der kleinen, kurzen Nebenzweige der vorjährigen Langtriebe. Die einfachen Blüten erreichen 5 bis 7 cm im Durchmesser.
Die umgekehrt-herzförmigen Blütenblätter sitzen sehr dicht aneinander, die Blüte wirkt so wie eine kleine Schale, in deren Mitte der dicke, grünlichgelbe Griffel mit einem Kranz von allmählich dunkler werdenden Staubgefäßen sitzt. Die ziemlich großen, flaschenförmigen Hagebutten in tiefem Orangerot lassen den Strauch im August-September fast farbiger erscheinen als zur Blütezeit.
Die Blüten duften nicht, werden aber sehr eifrig von Insekten besucht. Bei den Vögeln sind die Hagebutten sehr begehrt. Die Blätter sind aus 9 bis 13 kleinen Fiederblättchen zusammengesetzt. Die braunroten Stämme haben gelbliche, fast gerade, paarweise angeordnete Stacheln.
R. moyesii wächst 2 m hoch und wirkt dabei etwas staksig. Die Triebe neigen sich mit den Blüten und vor allem mit den Hagebutten, sie sollte darum etwas im Hintergrund stehen. R. moyesii erhielt ihren Namen nach dem britischen Missionar Moyes, der in China in der Gegend, wo R. moyesii natürlich vorkommt, eine Missionsstation leitete.

'Geranium' (Wisley Garden 1938) ist eine sehr schöne Auslese von R. moyesii mit geschlossenerem Wuchs, dichterer Belaubung, leuchtend-dunkelscharlachroten Blüten und großen, hochroten Hagebutten. Alles in allem ist sie die schönere Tochter einer schönen Mutter.

Auch 'Sealing Wax' ist eine Auslese, jedoch mit Blüten in strahlendem Rosa. Unter Sämlingen von R. moyesii kommt die rosa Farbe gelegentlich vor.

R. holodonta gelangte um die gleiche Zeit aus Westchina nach Europa wie R. moyesii. Sie unterscheidet sich von ihr durch die rosa Blütenfarbe, noch schönere Hagebutten und den noch sparrigeren Wuchs ihrer riesigen Triebe.

Es gibt einige Kreuzungen von R. moyesii mit Gartenrosen, als bekannteste gilt 'Nevada' (Dot 1927), deren Herkunft aus R. moyesii möglich, aber nicht sicher ist. Harkness (1978) bezweifelt ihre Abstammung von R. moyesii und ordnet sie den Pimpinellifolien zu.

'Nevada' zeigt eine buschige Strauchform mit überhängenden Trieben von bis zu 2,5 m Länge, an denen die leicht gefüllten, cremeweißen Blüten im Juni in enormer Fülle sitzen. Im Verlauf des Sommers sind immer wieder einzelne Blüten zu sehen, und meist erscheint im September noch eine volle Nachblüte. Die Sorte bringt keine Hagebutten.

'Marguerite Hilling', 1959 in den Handel gebracht, ist ihr rosafarbener Sport.

'Highdownensis' wurde 1928 als Zufallssämling in Highdown (Südengland) aufgezogen. Der zweite Elternteil ist nicht bekannt. ,Highdownensis' wächst geschlossener als R. moyesii. Ihre Blüten sind karminrot mit heller Mitte. Sie blüht sehr reich und bringt große, flaschenförmige, orangefarbene Hagebutten.

'Eos' (Ruys 1950) entstand als Kreuzung zwischen
R. moyesii und der Rubiginosa-Hybride ‚Magnifica'.
,Eos' wächst stark mit fast 3 m langen, überhängenden Trieben. Das Laub hat den gleichen Geruch nach Äpfeln wie bei R. rubiginosa. Die fast einfachen Blüten sind rosenrot mit heller Mitte.
,Eos' setzt keine Hagebutten an.

'Eddie's Crimson' und 'Eddie's Jewel' (Eddie 1956 und 1962) sind kanadische Züchtungen, die beide sehr hoch wachsen, mit einfachen oder leicht halbgefüllten, großen feuerroten Blüten und sehr dicken, rundlich-birnenförmigen Hagebutten. In feuchten Sommern remontieren beide etwas. ..."


Quelle:

"Alte Rosen und Wildrosen"
Anny Jacob... 2. verb. Aufl. - Stuttgart: Ulmer, 1992 ISBN3-8001-6498-1
NE: Jacob, Anny

© 1990, 1992 Eugen Ulmer GmbH & Co.
Wollgrasweg 41, 7000 Stuttgart 70 (Hohenheim)
Printed in Germany
Lektorat: Agnes Pahler, Herstellung: Karl-Heinz Eitle
Einbandgestaltung: A. Krugmann, Freiberg am Neckar
Satz: Typobauer Filmsatz GmbH, Ostfildern 3 Reproduktionen: Willy Berger, Stuttgart
Druck und Bindung: Freiburger Graphische Betriebe, Freiburg

Die Deutsche Bibliothek - CIP Einheitsaufnahme Zeichnungen von Helmuth Flubacher, Fellbach
Abbildung Seite 2:
R. centifolia var. crenata, syn. R. ulmifolia (Vibert vor 1807), Die Ulmenblättrige Rose ist eine der vielen wieder verlorengegangenen Kultivare.
Aus Pierre Joseph Redoute: »Les Roses«, Band II,
Seite 65.