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Eine Rose hat geblühet...


Eine Rose hat geblühet
Also süß, geheimnisreich,
Daß selbst Gott für sie erglühet,
Und geworden Menschen gleich.

Clemens Brentano

Schon ist es wieder Zeit Rückschau zu halten, auf das vergangene Jahr und Erfolge und Mißerfolge zu betrachten.
Für den Dresdner Rosengarten stellte sich das Jahr 2006 alles in allem doch recht betrachtenswert dar. Von einem Zuviel an Wasser im Monat April bis zu massiver Trockenheit ab Juni, war alles vorhanden.


Clemens Brentano - "Weihnacht"

Beginnen wir jedoch mit einer kurzen Einschätzung des Monats Dezember. Es ist einfach unglaublich mit welchem Feuerwerk sich das alte Jahr 2006 verabschiedet. Es grünt und blüht allenthalben und man möchte meinen, das die Natur vor hat den Winter einfach zu überspringen.
Angefangen vom einfachen Gänseblümchen auf dem Rasen, der wahrscheinlich auch noch mal gemäht werden möchte, über vereinzelte Rhododendronblüten bis hin zu den Rosen, blüht es kräftig weiter. Ein kleiner im Jahr 2005 gepflanzter Erbsenstrauch, zeigt seine leuchtend gelben Blütenrispen und platzt beinahe vor Stolz über das was er schon alles kann.
Duftschneeball und Echter Jasmin stehen in voller Blüte und geben zu verstehen, das wir wieder einmal nichts verstehen von dem allzu starken Drang dem Winter ein Schnippchen zu schlagen.
Damit wir jedoch ein wenig in der Norm bleiben und nicht ganz und gar wehrlos gegen Frost und Kälte sind, wurden auch in diesem Jahr wieder die altbewährten Winterschutzmaßnahmen für Rosen ergriffen.
Wie jedes Jahr im Spätherbst werden die Kronen der Hochstammrosen zum Boden gebogen und hier mit Erde bedeckt. Vom Prinzip her erreicht man damit die gleiche Wirkung wie mit dem Anhäufeln der Polyanthen, Floribunden und Teehybriden. Als Schutz gegen die bei uns vor allem im Januar und Februar auftretenden Barfröste in der Nacht und der hohen Sonneneinstrahlung am Tage, werden alle Rosenflächen mit Fichtenreisig abgedeckt. Ausnahme hiervon bilden die Strauchrosenbereiche. Hier ist davon auszugehen, dass die Vitalität und Frostresistenz ausreichend ist um größere Ausfälle zu vermeiden.

Insgesamt wurden alleine für den Mittelteil des Rosengartens 60 Kubikmeter Fichtendeckreisig benötigt. Wir möchten uns an dieser Stelle ganz herzlich bei den beiden Revierförsterinnen für das Verständnis um unsere Rosen bedanken. Es ist sicherlich für einen Förster nicht einfach, dieses von uns so wortreich beschriebene und lang gesuchte "Wunschreisig" im Revier zu finden.
Aber wie die Erfahrungen der letzten Jahre zeigten, es muß sein! Um diesen letzten und abschließenden Pflegedurchgang ordnungsgemäß durchführen zu können, haben wir wohl wissend um die Diskussionen darum, einen letzten Rückschnitt an den Rosen durchgeführt. Eigentlich werden die Rosen ohne irgendwelche Schnittmaßnahmen in den Winter geschickt. Erst im April setzt dann der Frühjahrsschnitt "auf Auge" das Zeichen das es nun endlich losgehen kann. Aber schon alleine um das viele Laub aus den Beeten zu bekommen und dann alles mit Deckreisig winterfest machen zu können, ist es für uns doch notwendig im Herbst auf eine einheitliche Höhe zurückzuschneiden. Diese liegt in de Regel etwa bei 50 cm und läßt der einen Sorte fast alle Zweige und der anderen Sorte müssen 150 cm lange Triebe (wie z. Bsp. bei 'Citrina') entfernt werden.
Sind diese Arbeiten getan, dann ist endlich einmal Zeit Rückschau zu halten, um zu sehen was das Jahr denn nun gebracht hat.
Großzügig betrachtet, kann man sagen, das es ein Jahr der Extreme war. Es begann mit einem Winter der nicht aufhören wollte und uns, für Dresdner Verhältnisse doch sehr ungewöhnlich, noch Mitte März kräftig Schnee brachte.

Ende März kam dann das Wasser und die Elbe setzte noch einmal ein gewaltiges Achtungszeichen hinter all die noch nicht eingelösten Flutregulierungsversprechen. Eine Woche lang haben wir rund um die Uhr Sandsäcke gestapelt, als Damm gelegt und durchgesickertes Wasser wieder aus dem Garten gepumpt. Damit konnten wir den Senkgarten vor einer totalen Überflutung schützen und somit das förmliche "ins Wasser fallen" der Bauabnahme: Flutschadenbeseitigung Hochwasser August 2002 verhindern. Anfang April hat die Webseite des Dresdner Rosengartens in einem Contest der "Dresdner Geschichtswerkstatt" den dritten Platz belegt. Damit ist sie auch berechtigt den Titel "Empfohlene Internetseite zur Dresdner Geschichte" zu tragen.
Am 4. Mai dann blühte die erste Rose bei uns, eine Rosa hugonis, und dann dauerte es auch nicht mehr lange, bis Mitte Juni der erste Flor in voller Schönheit komplett zu bewundern war. Wie alle Jahre wieder gab es im Mai/Juni viel Wind und Sonne aber sehr wenig bzw. keine nennenswerten Niederschläge. Und genau zu diesem Zeitpunkt ging die Wasserpumpe im Tiefbrunnen auf den Elbwiesen kaputt.
Damit konnte natürlich das Bewässerungssystem nicht mehr genutzt werden und bis Mitte August wurde Kubikmeter um Kubikmeter Wasser in mobilen Fässern herangefahren um den Rosen wenigstens etwas Linderung in dieser ungewöhnlich heißen Zeit zu bringen. Selbst nachts fielen die Temperaturen kaum noch unter 30 Grad! Erst im August gelang es dann die Wasserversorgung aus dem Tiefbrunnen wieder in Gang zu setzen. Damit war es aber auch erstmalig seit August 2002 möglich den Wasserbrunnen vor dem "Kaffee Rosengarten" wieder sprudeln zu lassen.

Im September beteiligten wir uns mit Führungen und Diskussionen am bundesweiten "Tag des offenen Denkmals" und haben dabei eine große und überwiegend positive Resonanz erfahren.
Der Oktober brachte eine Einladung zum "Rosentag in Pillnitz" bei dem ein Referat über das Thema "Rosen in Dresden" zu halten war. Die intensive Vorbereitung dieses Beitrages hat uns gezeigt wie viel noch für eine sach- und fachgerechte Rosenverwendung im öffentlichen Grün Dresdens zu tun ist.
Eine besondere Freude war es für uns, den Dresdner Rosengarten in Sangerhausen beim Treffen der Nord-Ostdeutschen Rosenfreundeskreise vorstellen zu dürfen. Vielen Dank an die Organisatoren und Gastgeber dieser Veranstaltung!
Im Monat November konnte noch einmal ein großer Posten DDR-Sorten aufgepflanzt werden. Mit der Sorte 'Odette' gelang es nun den Hochstammquartieren einen wunderschönen Rahmen zu geben und damit ein weiteres Stück in Richtung Gartendenkmalpflege zu gehen. Wollen wir hoffen, das der kommende Winter nicht allzuviel Schaden anrichtet, den mitunter waren die zu pflanzenden Rosen noch recht fragil und benötigen in etwa ein bis zwei Jahre, um sich auf dem neuen Standort zu stabilisieren.
Damit die Rosen es etwas leichter im Winter haben, stand der Dezember des Jahres 2006 ganz im Zeichen der Winterfestmachung und wird somit Grundlage für ein gutes Rosenjahr 2007 sein.

Ein gutes und gesundes Rosenjahr 2007 wünschen wir allen Rosenfreunden nah und fern und verbinden diese Wünsche mit der Hoffnung auf ein friedvolleres und menschlicheres Zusammenleben aller Menschen weltweit!

Jens Zappe