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Vor lauter Lauschen und Staunen sei still


Archivtext - April 2005


du mein tieftiefes Leben;
daß du weißt, was der Wind dir will,
eh noch die Birken beben...

R.M.Rilke



Die Bauzäune im Mittelteil sind gefallen und der Rosengarten ist nun wieder in seiner Gesamtheit begehbar. Vieles wurde getan um diese Anlage wieder auf ihren historischen und denkmalgeschützten Ursprung der 1930er Jahre zurückzuführen. Dabei ist die Entscheidung, Gehölze dort zu entnehmen wo sie Rosen keinen Raum mehr lassen, unbedingt anerkennenswert.


Die Ergebnisse dieser sehr notwendigen und sinnvollen Flutschadenbeseitigung im Rosengarten können sich jetzt wirklich sehen lassen. Sah es zuletzt im Monat März 2005 noch nicht danach aus, so kann man nunmehr einen Monat später, den baulich wiederhergestellten Rittersporngarten sowie ein ebenfalls baulich intaktes Mittelteil des Rosengartens in Augenschein nehmen.

An der Schnittstelle beider Gartenbereiche zeigt sich der Pavillon unter anderem in einer neuen Bedachung. Diese Reparaturarbeiten wurde allerdings nicht aus Flutgeldern bestritten. Alle Gelder für die Wiederherstellung der ursprünglich vorhandenen und während der 1970er Jahre unsachgemäß ersetzten Schieferdeckung, stellte das Grünflächenamt der Stadt Dresden aus Eigenmitteln zur Verfügung. Damit ist es gelungen den Nutzwert und den Gesamteindruck dieses Bauwerkes deutlich zu erhöhen. An den Stützsäulen des Pavillons ist auch nach der Reinigung und der Aufbringung von Graffittischutz, deutlich die Wasserhöhe während der Flut vom August 2002 ablesbar.

Ausgenommen von jeglichen Baumaßnahmen wurden allerdings die Beete der zentralen Mittelachse, da hier bereits wieder über Reparaturen und mühevolle Kleinarbeit (vor allem an der Bewässerungstechnik), ein qualitativ hoher Standard erreicht wurde.

Da dieser Standard bisher nur mit einem unvertretbar hohem Einzelaufwand erreichbar war, machte sich eine tiefgehende und vor allem umfassende Rekonstruktion der angrenzenden Bereiche dringend erforderlich. Die mit dem Landesamt für Denkmalpflege abgestimmten Arbeiten waren zuallererst Tiefbauarbeiten, die den oberen Schichtenaufbau der Wegedecken wiederherstellte. Damit ist es nun wieder möglich die anfallenden Niederschläge durch die Wegedecke versickern zu lassen. Ein großer Teil des Wasserüberschusses kann nach der Rekonstruktion der historischen Sandsteinkanten, durch in größeren Abständen eingebaute und leicht aufgeweitete Stoßfugen, in den dahinter angrenzenden Beetbereich ablaufen.

Ebenfalls im Zuge dieser Baumaßnahmen, konnten die Einzelbeete in den wegebegleitenden Randflächen des Mittelteils erneuert werden. Sie bieten in Zukunft wieder Teehybriden, Polyanthahybriden und Floribundarosen einen Platz, von dem aus sie den historischen Farbverlauf der Mittelachse in die Seitenbereiche hinein erweitern und unterstützen. Gleich der bereits vorhanden Sortenauswahl im mittleren Bereich dieses Gartenteils, wird es auch in diesen Quartieren zur einer weiteren Verwendung von in der DDR gezüchteten Rosensorten kommen.




An diese Bereiche anschließend, wurden die Hochstammrosenquartiere ebenfalls komplett erneuert. Auch hier ist eine weitestgehende Rückführung auf den Originalzustand um 1936 deutlich sichtbar geworden. Die neu zu pflanzenden Hochstammrosen unterbrechen an dieser Stelle den bereits in die Seitenbereiche geführten historischen Farbverlauf der Mittelachse. Mit einer eher geometrischen Farbstrukturierung von Rot, Rosa und Weiß, sowie einer höhenmäßig deutlich niedriger ausgewählten rosafarbenen Umrandung durch eine Floribundarose, wird von diesem Ort aus wieder optisch auf die Beete der zentralen Mittelachse zurückgeführt. Den Hochstammrosenbereich elb- und straßenseitig fasend wurde mit 'Bonica 82' eine Sorte gewählt, die dem zumindest straßenseitig äußerst komplizierten Standort mit bewährter Wuchsfreude und lang anhaltendem Blütenrausch einen gestalterischen Höhepunkt verleiht.

Auch wenn es voraussichtlich bis Ende des Jahres 2007 dauern wird, ehe alle geplanten Rosensorten im Rosengarten gepflanzt werden können, die Freunde des Dresdner Rosengartens möchten sich beim Grünflächenamt der Stadt Dresden für die Beibehaltung der Sortenthematik im Mittelteil ausdrücklichst bedanken. Es ist bereits heute festzustellen, daß viele Rosensorten die in der DDR gezüchtet wurden und zu diesem Zeitpunkt eine große züchteriche Leistung darstellten, zum jetzigen Zeitpunkt nicht mehr beschaffbar sind.

" ... Andererseits werden für den Rosengarten Rosen für 250 000 Euro gezüchtet. Erst nach langer Suche wurden Experten gefunden, die überhaupt noch diese seltenen Rosen züchten können. Nun dauert es Monate bis diese so weit sind, dass sie gepflanzt werden können. Ein Aufwand, der fragwürdig scheint ..."
(Zitat aus der Dresdner Morgenpost vom 24.08.04)


Archiv September 2004

Um nun noch einmal diesem oberflächlichen und von keinerlei Sachkenntnis getrübten Unsinn entgegen zutreten, sei es an dieser Stelle zum wiederholten Male gesagt:

Was einmal weg ist läßt sich, auch wenn es sich die "Prediger der reinen Leh(e)re" so mal eben zusammenschreiben, nicht mehr nachzüchten. Und es ist eben nicht egal ob man mit neuen Rosensorten weiterarbeitet, weil diese so schön bequem zu haben sind. Und es ist erst recht nicht am billigsten weil zeitgemäß, wenn man das Neue nicht vorher ob seiner Beständigkeit prüft. Es sei auch an dieser Stelle nicht der guten alten Zeit nachgeweint, aber es ist dringlichst zu beachten, daß mit jedem Neuen auch erhaltenswert Bestehendes, recht bald dem unwiderruflichem Vergessen folgend, für immer verlorengehen wird.

Mit einer weiteren kontinuierlichen Umsetzung der bisherigen thematischen Sortenauswahl im Dresdner Rosengarten, zeigt sich gemeinsam mit der Weiterführung der denkmalpflegerischen Grundkonzeption, eine ebenso immens wichtige Möglichkeit des Schutzes von biogenem Erbgut im Rahmen eines weltweiten Programms zum Erhalt von Kulturpflanzen auf. Gerade in der heutigen und immer hastiger werdenden Phase der Rosenzüchtung, ist es gut zu wissen, daß es neben dem Europa Rosarium Sangerhausen und der Stadt Bad Langensalza auch der Rosengarten Dresden sein wird, der sich gemeinsam mit vielen anderen Rosenfreunden um den Erhalt von in der DDR gezüchteten Rosensorten intensiv bemüht.

Vielen Dank für die bisherigen Leistungen und weiterhin viel Mut und Standfestigkeit, wünschen dem Grünflächenamt der Stadt Dresden die Freunde des Dresdner Rosengartens.