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Wer in schönen Dingen...


Archivtext - September 2004



"Wer in schönen Dingen häßliche Absichten entdeckt, ist verdorben, ohne reizvoll zu sein."

Oscar Wilde




Für viel Aufsehen sorgte die am 27. September 2004 begonnene Beseitigung von Flutschäden im Dresdner Rosengarten. Bereits im Vorfeld erschienen in den verschiedensten Tageszeitungen Artikel über die Verwendung der Fluthilfegelder in Dresden. Und mit seiner "morgendlichen Post" erhielt dabei so mancher Dresdner einen von jeglichem Sach- und Fachverstand ungetrübten Kommentar zum Thema Wiederaufbau im Rosengarten.


zu den Zeitungsartikeln

"Wer das Symbol deutet, tut es auf eigene Gefahr. In Wirklichkeit spiegelt die Kunst den Beschauer, nicht das Leben."

Eigentlich sollte man es bei diesen Worten Oscar Wildes belassen, um diesem eingangs erwähnten Kommentar nicht noch nachträglich einen Hauch von Seriosität zu verleihen. Doch die in den letzten Wochen oftmals sehr leidenschaftlich geführten Gespräche mit besorgten Bürgern vor Ort, haben gezeigt, daß es unbedingt notwendig ist, dieser absurden Logik und sachlich wie fachlich falschen Polemik, fundierte Aussagen entgegen zu setzen. An dieser Stelle möchten wir uns bei der Redaktion des "Dresdner Amtsblattes" bedanken, die in ihrer Ausgabe Nr.: 42 einen kurzen , aber präzisen Beitrag zur Sache brachten.

zum Text

Die durch die Firma Lockwitzer Landschaftsbau bis jetzt getätigten Arbeiten haben unter anderem gezeigt, daß eine Verschlämmung der wassergebundenen Wegeflächen nahezu in allen Bereichen des Mittelteils und der daran angrenzenden Gartenteile aufzufinden ist. Die während des Hochwassers ausgewaschenen bindigen Lehmanteile der Deckschicht führten zu einer inhomogenen Wegeoberfläche, die durch die Mitarbeiter des Grünflächenamtes der Stadt Dresden im Rosengarten, unmittelbar nach der Flut nur provisorisch wieder hergestellt werden konnte. Durch die gleichzeitige Verschlämmung der Tragschicht, ist eine dem Wegeaufbau typische Wasserführung nicht mehr möglich und neben einer eingeschränkten Nutzbarkeit ergibt sich auch die Gefahr weiterer Zerstörungen durch mangelnde Frostbeständigkeit der einzelnen Wegeschichten.

Wie in den zurückliegenden Monaten bereits mehrfach berichtet, macht sich ein Bodenaustausch im Hochstammrosenbereich, sowie den jeweils links und rechts der zwei Hauptwege in ihren Grundstrukturen noch vorhandenen Randbeete dringend erforderlich. Um diese für den Oktober geplanten Arbeiten ausführen zu können, wurde mit den bis jetzt hier stehenden 'Rosarium Uetersen' eine bereits existierende, aber partiell noch lückenhafte Bepflanzung der "Spiegel" auf dem Crataegusweg verdichtet. Von der im letzten Jahr stark abbauenden Sorte 'Bonica `82' wurden die besten Pflanzen herausgesucht und straßenseitig als eine das Hochstammrosenquartier U-förmig umfassende Pflanzung wiederverwendet.




Gerettet werden konnten ebenfalls mehrere Exemplare der Sorten 'New Yorker' und 'Josephine Bruce', die an ihrem neuen Standort sicherlich noch eine ganze Weile von den "guten alten Zeiten" berichten werden. Das die bunte Vielfalt der Hochstammrosen zu etwa 90 % amtsintern weiterverwendet werden konnte, zeigt den Freunden des Dresdner Rosengartens wie ernst und umfassend das Dresdner Grünflächenamt diese anstehenden Arbeiten vorbereitet hat und weiterhin begleitet. Wir möchten mit Worten aus Oscar Wildes Feder danken, indem wir sagen:

"Wer in schönen Dingen schöne Absichten entdeckt, ist kultiviert. Für ihn besteht Hoffnung."

Wie bereits im Beitrag des "Dresdner Amtsblattes" zu lesen war, handelt es sich nicht um "6000 Rosenstöcke" sondern "nur" um 600 Hochstammrosen, die bis zum Jahr 2006 neu in die wieder hergestellten Hochstammrosenquartiere auf Elb- und Straßenseite gepflanzt werden. Dabei wird die mit DDR - Sorten untersetzte Farbauswahl von rot, rosa und weiß eine wesentlich stärkere Gesamtwirkung dieses Komplexes erzielen, ohne dabei aber den Eindruck des Farbverlaufs der Rand- und Mittelbeete zu stören. Der Farbverlauf der Beete in der zentralen Mittelachse wird nach Rekonstruktion der Randbeete von diesen aufgenommen und dabei ebenfalls mit DDR - Sorten untersetzt.

Und entgegen der Meinung der Dresdner "Morgenpost" und ihres Kommentators Andreas Weller, können diese DDR - Sorten, so sie denn nicht in ausreichender Menge bzw. überhaupt beschaffbar sind, eben nicht neu gezüchtet werden. Verschwundene Rosensorten nachzuzüchten ist selbst lange zu suchenden Experten nicht möglich und schon gleich gar nicht in mehreren Monaten. Auch heute noch, in den Zeiten der absoluten Technikgläubigkeit, dauert es nach wie vor bis zu zehn Jahre, ehe eine neue und gute Rosensorte entsteht.
Wäre es Dank der Dresdner "Morgenpost" möglich Rosensorten nachzuzüchten, bräuchte man keine Genreservoires wie das Europa - Rosarium Sangerhausen oder die riesigen Apfelplantagen in Dresden - Pillnitz, die alte Sorten und Arten für unsere Nachkommen erhalten und pflegen, weil es eben, es sei noch einmal betont, nicht möglich ist verlorengegangene Sorten bzw. Arten nachzuzüchten!

Die oft genannte Summe von 250 000 € für die neu zu züchtenden Rosen übersteigt die bewilligte Gesamtbausumme um glatte 93 000 € und würde bei angenommenen 4000 zu züchtenden Rosen einen Stückpreis von 62,50 € bedeuten. Was glaubt Herr Weller eigentlich, warum ein Landschaftsgärtner heute seinen Beruf 3 Jahre lang erlernen muß, bevor er dann entsprechend seinen Voraussetzungen und einer gewissen Berufserfahrung ein 5 jähriges Studium zum Landschaftsarchitekten absolvieren kann. Nur um sich dann diesem "gezüchteten Rausch der Verwirrung" hinzugeben?

Nein, so einfach darf man es sich nicht machen, auch nicht als Mitarbeiter der Boulevardpresse. Und auch der ebenfalls angesprochene "Denkmalschutz" ist in seiner Arbeit nicht auch nur annähernd so oberflächlich wie dieser Kommentar in der Dresdner "Morgenpost". Angenommen, es bestünde dieser gefährliche Arbeitsstil des "Denkmalschutzes", nur dann könnte dessen Forderung so lauten wie angegeben: "Aber nur mit Rosenarten aus dem Jahre 1937 wird die Wiederherstellung aus dem Bundestopf bezahlt"

Nun hat aber das Landesamt für Denkmalpflege, so die genaue Bezeichnung des "Denkmalschutzes" in Sachsen, genauso wie das Grünflächenamt der Stadt Dresden, durchaus den Sachverstand eine derartige Forderung tunlichst zu unterlassen. Denn käme es zu einer derartig geforderten Bindung finanzieller Mittel, hätte Dresden den wohl einzigartigsten Wildrosengarten der Welt, weil man nur so der Forderung nach Rosenarten aus dem Jahre 1937 entsprechen würde. Selbst die fachlich richtigere Forderung nach "Sorten" ! aus dem Jahr 1937 würde keine historisch belegbare Lösung erbringen, denn bereits 1935 wurde der erste Teil des Rosengartens eröffnet und die hier gezeigten Sorten waren keine ausschließliche Neuheitenschau der damaligen Rosenzüchter.




Und auch sonst irrt Herr Weller, wenn er meint für einen Bruchteil des Geldes den Rosengarten, wenn auch nicht mit originalen Sorten, so doch aber nicht minder schön bepflanzen zu können. Und auch der Nachsatz, daß mit Verlaub die wenigsten Besucher den Unterschied bemerken würden, ist in seiner expliziten Unterstellung doch schon ein recht starker Tobak!

Für einen Bruchteil des Geldes Rosen pflanzen, müßte heißen, irgendwelche austauschbaren und daher billige Rosen bar jeder Vernunft in die Erde zu stecken, und das von Firmen, die ihren Job nicht verstehen und ohne Bedenken anzumelden, zu Dumpingpreisen arbeiten würden. Es würde weiterhin heißen, daß die Besucher des Rosengartens es nicht merken würden, wenn sie ihre bis dato hochwertige und fachlich sehr gut gepflegte Anlage nun plötzlich kümmern sehen müßten. So einfach sollte man auch den Lesern der Dresdner "Morgenpost" den gesunden Menschenverstand nicht absprechen wollen. Wir haben einmal ein einfaches Beispiel für Denkmalpflege herausgesucht, daß man auch schon am Morgen in seiner Wesentlichkeit erfassen kann.

"Wer würde zum Beispiel jemals auf die Idee kommen einem Oldtimer der Marke:

Opel
Opel Olympia Baujahr 1935

dem ein Kotflügel bei einer Veteranen Rallye zerbeult wurde, ein Stück Blech eines Mazda 626 oder auch eines Ford Prefekt überzuhelfen, ohne sich dabei vor aller Welt in Grund und Boden zu schämen bzw. sich als Dilettant und blutiger Laie beschimpfen lassen zu müssen?"

Es muß an dieser Stelle noch einmal gesagt werden, der Zwang zur historischen Wiederherstellung ausgewählter Sachgesamtheiten, widerspricht in keinster Weise dem gesunden Menschenverstand, wenn er durch diesen erkannt wird, sondern zeugt geradezu von ihm! Denn wir werden nur aus der Geschichte heraus die Zukunft verstehen lernen können.

Deshalb noch mal ein Blick zurück in die Geschichte, zu Johann Wolfgang von Goethe.

"Problem"

Warum ist alles so rätselhaft?
Hier ist das Wollen, hier ist die Kraft;
Das Wollen will, die Kraft ist bereit,
und daneben die schöne lange Zeit.
So seht doch hin, wo die gute Welt
Zusammenhält!
Seht hin, wo sie auseinanderfällt!