skulptur
 
   
Gedichte zur Plastik "Genesung"


Es scheint, das nicht nur wir dem Zauber dieser Figur erlegen sind. Schon kurze Zeit nach ihrer Aufstellung, ob nun während der Reichsgartenschau oder auch später im Rosengarten am Königsufer, stets regte sie die Besucher und Passanten zum Besinnen und Bedenken an.
So sind uns heute zwei Gedichte bekannt, die sich mit der Ausstrahlung und Anziehungskraft der figürlichen Darstellung und aber auch in großem Umfang mit dem Thema Genesung in dichterischer Form befassen.
Die Plastik selbst, wurde der Stadt Dresden zum Gedächtnis an Felix Pfeifer von seiner Ehefrau geschenkt.


Die Genesung

Du dich Erhebende,
Atmende, Lebende,
Streck dich empor.
Sieh, im Genesen
Läutern sich Leiden,
Es stärken die Freuden
Tiefinnen dein Wesen.

Auferstehende,
Hebe das wehende
Haar in den Wind -
Und deine Hände
Halte verlangend,
Halte empfangend
Für Leben und Spende.

Schüttle, Genesende,
Alles Verwesende
Unter dir ab -
Steige ins Freie,
Halb noch gebunden,
Führt das Gesunden
Wegwärts ins Neue.

(Verfasser unbekannt)




Die Priesterin im Rosengarten

(Königsufer Dresden)

"Verzückung liegt auf deinen Lidern
du atmest schwer im Blumenduft,
selbst eine Blüte, bist du Priesterin im
Blumenheiligtum.
Bezwingend hebst du deine Hände :
"O, laßt zu Hause euren Gram,
die Alltagssorge,
und tretet leis´ , behutsam wie die Kinder ein,
die lauschend an der Festtagstüre standen.
Nur eine off´ne Seele kann sich füllen
Mit ungemess´nem Reichtum dieses
Tempels hier,
den schöpferische Hand ersann zu aller
Wohl
Ja, füllet eure Schale bis zum Rande,
laßt Schönheit eure Seele ganz
durchdringen
und sie wird euren Alltag wandeln,
"Genesung" bringen eurem kranken Sinn ;
denn sie ist Güte, sie ist Leben.
Und ihres reinen Goldes voll,
wird eine höh´re Welt in euch erstehn."

Clara von Seld, Dresden




"Bronze"

Rolf Hochhuth

"Jede Zeit baut Pyramiden"
Erzählungen und Gedichte




Bronze, wie Deine Schultern
feuervergoldet: Barocke Statuette
so intim, Paris um siebzehnhundert

Wie Deine Scham. Metallene Glätte
kühl wie Dein Fleisch. Wen wundert,
daß es wie Du erregt, das Artefakt!

Wer war . . . wie lebte dieses Weib?
Als ob Dich nackt
der sah, der ihren Leib

Vor drei Jahrhunderten gegossen.
Mir schaudert: Schön wie Du - dahin!
Komm, eh auch wir stromab geflossen

Ich bald, da ich schon müde bin . . .
Komm! Nur Liebe schützt
vor Fragen nach dem Sinn.


Quelle:

"Jede Zeit baut Pyramiden"
Erzählungen und Gedichte
ISBN 3-353-00332-0
1. Auflage
Verlag Volk und Welt, Berlin 1988
L. N. 302, 410/53/88
Quellenverzeichnis und Copyrightvermerke am Schluss
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Einbandentwurf: Gerhard Medoch
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