skulptur
 
   

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Diese Fotografie zeigt die Bronzeplastik "Stier" Prof. E.M. Geygers um 1938, im Kontext zur damaligen Gartengestaltung. Letztere ist heute in dieser Form nicht mehr erlebbar, da mittlerweile die auf der dahinter liegenden Platzfläche gepflanzten historischen Amerikanischen Roteichen durch ihre Größe den Raum dominieren.
Mit diesem Bild vor Augen sollten Sie sich einmal die Sage von Europa und dem Stier durchlesen, die Sie hier finden. Europa und der Stier

© Diese Photographie wurde uns von Herrn Lothar Graumann zur nichtkommerziellen Nutzung in äußerst dankenswerter Weise zur Verfügung gestellt. Er ist somit alleiniger Inhaber aller Nutzungsrechte.
"Stier" - eine Bronzeplastik von Prof. Ernst Moritz Geyger


Von dieser auf dem nebenstehendem Bild zu sehenden Plastik gibt es derzeit noch keinen sicheren Hinweis über ihren Verbleib.
Als sehr wahrscheinlich ist anzunehmen, das diese Bronze der 1942 bzw. auch noch später stattfindenden Edelmetallspenden für das Deutsche Reich zugeführt wurden sein konnte.

Eine interessante und vor allem romantische Sinndeutung zum Zusammenspiel von Rose und Stier an den Gestaden eines Gewässers, können Sie in der Europa- Sage des klassischen Altertums finden. Viel Spaß beim Lesen.


zur Sage
Edelmetallspende

Prof. Ernst Moritz Geyger

Maler, Radierer und Bildhauer

• geb. 09.11.1861 Berlin - Rixdorf
• gest. Dez. 1941 Marignolle b. Florenz

Ging 1877 auf die Kunstschule, 1878 auf die Berliner Akad., um Maler zu werden, und besuchte nacheinander die Klassen von P. Thumann, M. Michael und Paul Meyerheim, dessen Tierdarstellung er, von gleicher Neigung getrieben, besonders bewunderte; 1882 verließ er die Akad. und betätigte sich drei Jahre lang als Maler (Stilleben, Tierbilder, Bildnisse, ,,Kaiser Wilhelm a. d. Wege n. d. Charlottenbg. Mausoleum" u. a.), ging aber 1885 zur Graphik über, die er bei Hans Meyer erlernte.
Dem Studium u. der Ausübung des Kupferstiches, der Kaltnadelarbeit u. der Ätzung widmete er die nächsten zehn Jahre, und auf allen 8 Gebieten brachte er technisch Meisterhaftes hervor, weniger original-schöpferisch, außer einem gleich zu erwähnenden Zyklus von Tierbildern hat er nur ein Bildnis gestochen u. zwei Landschaften
(Platane am Genfer See 1888 und Blick aus S. Miniato 1890) radiert -, als reproduzierend in der unübertrefflichen Nachbildung von Gemälden, wie Botticellis Primavera (Stich), Herkules Seghers Landschaft (Berlin, K. F. M., No 806 B; Kaltnadel) und des Bildnisses des Ant. da Messina (ebenda No 18; Stich und Aquatinta).

An dem großen Primaverastich, zu dem ihn ein Besuch in Florenz (1888/91) veranlaßte, arbeitete er fünf Jahre lang (1890/94), bestrebt, alle Feinheiten des Originals mit den raffiniertesten Mitteln der Stichtechnik wiederzugeben. Inzwischen hatten aber den Radierer schon die Einfälle des Tiermalers beschäftigt: nach einigen Radierungen im Geschmack Landseers erschienen 1887 sechs Blätter als Teil eines in größerem Umfang gedachten Tierzyklus, darunter der sichernde Hirsch u. der Brunfthirsch mit der Hirschkuh, ein Löwenpaar und Affen im Käfig, auch satirische Blätter wie "Die Weisheit" (Marabu mit gespreizten Flügeln auf einem Bein stehend), die Elefanten, die sich der Macht des Menschen unterwerfen usw. Seine eifrigst betriebenen Affenstudien verwertete G. dann in der 1888 geätzten ,,kleinen" u. bald darauf in der ,,großen Darwinistischen Disputation", letztere eins der graphischen Hauptwerke G.s (die Studien dazu in der Nat.-Gal. in Berlin). Noch hatte G. den großen Primavera-Stich nicht beendet, als er 1893 einen Ruf an die Dresdener Akad. zur Übernahme des Meisterateliers für Kupferstich erhielt. Er nahm an, blieb aber nur 5 Monate, ging nach Paris und von da 1895 zu dauerndem Aufenthalt nach Florenz, wo er sich in der Villa Marignolle eine Werkstatt einrichtete.

Ein zweites Atelier hat er in Berlin, u. wie sein Leben sich in beiden Städten abspielt, so teilt sich seine Arbeit von nun ab zwischen Bildhauerei und Graphik: 1894 fertigt er einen Bildnisstich von Helmholtz, von 1899 ist die unvollendete Radierung ,,Die Klugheit beleuchtet die Gemeinheit" datiert, der mißglückte Versuch einer Tiersatire, die über eine realistische Naturstudie nicht hinauskommt (eine Eule sitzt mit einem Spiegel in den Fängen auf einem Wildeber); von 1906 stammt die eindrucksvolle Radierung eines bei nächtlichem Gewitterhimmel in den See tretenden Hirsches; 1907 entsteht der Stich nach dem 1. Flügel des Bertin-Altares im Berliner Museum. Schon 1888 aber hatte sich G. in dem Bedürfnis, sich über Naturformen genauere Rechenschaft zu geben, als sie die Flächenkunst gestattet, der Bildhauerei zugewandt, als Autodidakt sich im Modellieren versucht, und zwar gleich an einer komplizierten Tierkampfgruppe: einem von einem Löwen überfallenen Nilpferd, die er in Florenz in Bronze gießen ließ und dort aufs genaueste durchziselierte. Es folgen dann eine Reihe Kleinbronzen, ein dornausziehender Affe, Sirene auf einem Delphin (Tintenfaß), einige Plaketten, weibliche Büste (Nat. Gal. Berlin), die Büsten seines Söhnchens, der Mutter (in Terrakotta), des Bildh. Rob. Diez, W.v. Seidlitz', Brunnen für Breslau (Wasser-speiender Bär, 1902), ein Tafelaufsatz (Nat.-Gal.), zwei in Silber gegossene, aufs feinste durchmodellierte und ziselierte Standspiegel (i. Bes. d. Kaiserin u. d. Bremer Kunststhalle) und ein mit silbervergoldetem Relief geschmückter Kamm, die G.s Können nicht nur als Reliefkünstler sondern ihn auch als gewandten naturalist. Ornamentiker zeigen. Auf der Pariser Weltausstellung war G. mit einem in Marmor und Elfenbein ausgeführten Stier vertreten.
Schon vorher hatte er eine überlebensgroße nackte Jünglingsfigur in dem Bogenschützen modelliert, wohl sein reifstes, wenn auch nicht sonderlich originelles Werk, das in Bronze in Sanssouci aufgestellt wurde (1902).

-Wiederholung am Dresdner Königsufer-

Sein zweites großes bildhauerisches Werk ist der im Berliner Humboldthain aufgestellte Marmorstier, auf dessen recht weit getriebene naturalistische Ausführung er mehrjährige Arbeit (1896 bis 1900) gewandt hat. 1918 wurde G., obwohl er in letzter Zeit hauptsächlich als Tierplastiker hervorgetreten war, an Karl Köppings Stelle zum Lehrer für Graphik an die Berl. Kunstakad. berufen. In seinem Streben nach äußerst realistischer Darstellung wie in seiner Achtung vor der klassischen Kunst gehört G. als Maler, Graphiker u. Bildhauer der Berl. Schule an. In allen Techniken der Graphik u. der Plastik erstaunlich bewandert, von strengstem, fast bitterem Ernste gegenüber den künstlerischen Aufgaben, rücksichtslos gegen seine unerschöpfliche Arbeitskraft, die er, sich nicht genugtuend in der oft kleinlichen Durchbildung der Form, geradezu vergeudet, zeigt er sich als Geistesverwandter der Krüger, Meyerheim u. Menzel, der Stauffer-Bern und Greiner, nur daß die Phantasie ihn oft im Stiche läßt. Aus diesem Grunde haftet seinem Schaffen, bei aller Bewunderung, die man ihm zollen muß, ein ungelöster Rest des Unbefriedigten an, und die Hoffnungen, die manche an den talentvollen Künstler geknüpft, haben sich nicht gänzlich erfüllt.

Veröffentlichungen:

Rapsilber, E.M.G. (Koch's Monographien, V), Darmstadt 1904 (z.T. in Deutsche Kst u. Dekoration, 1904 II 85-414).
H. W. S i n g e r, Moderne Graphik, 1914. -Radenb rg, Mod. Plastik (Langewiesches ,,Blaue Bücher"), 1912. - Kunst für Alle, VII 831 f.; X 61, 159; XIV 15, 47; Die Kunst III 102, 214, 434; XI 410.
Die Graph. Künste, 1890 p. 45 u. 56ff. (m 1 Or.-Rad.v.G.). Leipz. Illustr. Zeitg, 1903, p. 687 if. (A.Römer).
Monatshefte f. graph. Kstgew. 1904 II 7-76 (H e n n i g, G. als Graphiker).
Münchener Jahrb. d. bild. Kst, IV (1909 171-187 (J. Guthmann).
Jahrb. d. pr. Kunstsamml. XII, 171.
Jahrb. d. bild Kst, 1903,p. 40, 56, 59.

Werke (Auswahl):

"Idealfrauenbüste" Nationalgalerie Berlin

"Bogenschütze" 1900, Kaiser Wilhelm II.
aufgestellt im Schloßpark zu Sanssouci

Empfehlung:

Die Wiederholung des "Bogenschützen" steht an hervorragender Stelle unterhalb des Staudengartens am Dresdner Königsufer.




"Syrene auf Delphin" Bronze; sowie zwei silberne Spiegel und Schmucksachen
1900; Kunstgewerbemuseum Berlin

"Marmorstier" 1901; Magistrat, Berlin

verschiedene Stiche, darunter

"Darwinistische Affendisputation"
"Prima vera (nach Botticelli)"

Kupferstichkabinette:
Leipzig, Hamburg, Bremen, Berlin, Dresden, Albertina, Wien, Budapest

"Kuhstall des Fürsten Eulenburg-Liebenberg"
Ölbild in der Staatlichen Gemäldegalerie Dresden

Steinrelief:
"Junger Bacchus", "Kinder", "Bronzeportal", "Elektrische Kandelaber" aus Marmor,
(sämtlich ehemals Palais Guthmann, Berlin Voßstrasse 15)

Marmorstatuen:
"Erhabenheit" und "Gemeinheit"
(Baurat Löwe, Berlin)

"Geygerbrunnen" monumentale Anlage 1915-19, (Neukölln)
auch "Märchenbrunnen"

"Märchenbrunnen" Neukölln

Quelle: "Allgemeines Lexikon der Bildendenden Künste" Thieme/Becker
Kunstbibliothek - Staatliche Kunstsammlungen Dresden