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Selbst der Frühling ...


Selbst der Frühling ist da nicht mehr gebend,
diese Büsche glauben nicht an ihn;
ungern duftet trübe, überlebend
abgestandener Jasmin ...

Rainer Maria Rilke

Es ist nun schon der achte Monat in dem die gemessenen Durchschnittstemperaturen deutlich über den langjährigen Mittelwerten liegen und der dritte Monat in Folge ohne nennenswerte Niederschläge. Brauchen Rosen eigentlich Wasser oder lieber doch nicht? Die Gehölze und hier vor allem die Immergrünen in den Randbereichen auf alle Fälle!


April, April der kann machen was er will. Falsch und unpassend scheint es allemal zu sein was er auch tut. Doch auch Spektakuläres ist vom Eulenspiegel unter den Monaten zu erwarten.
Gab es im April 1944 noch 8.30 Meter Schnee in den Alpen, so stieg die Temperatur am 22. April 1962 in weiten Teilen Mitteleuropas auf über 26 Grad Celsius an. Ob es zu dieser Zeit auch schon so lange nicht mehr geregnet hat, war leider nicht zu erfahren!

Von den Christen "Ostermond" getauft ist der Monat April zumeist der Monat des Osterfestes. In diesem Jahr folgte dieses Fest recht bald auf den 1. April. An diesem Tag wird seit alters her versucht (17. Jahrhundert) sich gegenseitig in den April zu schicken. Hierzu fanden wir folgendes :

Einst war das In-den-April-Schicken nur dem Adel vorbehalten, der sich aber nicht am 1. April, sondern am 1. August mit provokant-närrischen Botschaften gegenseitig zu ärgern versuchte. Doch bald machte auch das gemeine Volk diesen Unsinn nach, was aber August der Starke nicht dulden wollte, weil er dies zu Beginn der Entezeit als Zeitverschwendung ansah. Die Verschiebung dieses auf einen Tag beschränkten närrischen Treibens geht auf den Immerwährenden Reichstag zu Regensburg zurück, der diesen narrenfreien Tag schließlich gleich um vier Monate vorverlegte. Erhalten hat sich das In-den-April-Schicken bis zum heutigen Tage ....

Quelle:
"Bauern- und Wetterregeln" von Egon Binder
erschienen im Eugen Ulmer Verlag
ISBN 3-80001-4449-2


Interesanterweise gilt dieser Tag ebenfalls als Geburtstag des Verräters Judas und als Termin des altrömischen Narrenfestes. Wahrscheinlich haben viele Ostereierverstecker und Ostereiersucher während der Osterfeiertage noch immer ihre Narrenkappe tragen müssen, denn wie sonst sollte man sich den Unverstand erklären, der zu diesem Zeitpunkt im Dresdner Rosengarten für viel Schaden sorgte. Wenn zum Eierverstecken und Eiersuchen permanent über Rosenbeete getrampelt werden muß, dann scheinen die Narrenkappen ganz schön schwer gewesen zu sein und zumindest neben dem Verstand auch noch die Augen zugedrückt zu haben.
Doch glücklicherweise gibt es die Mitarbeiter des Regiebetriebes, welche recht schnell die verfestigten Beete wieder auflockerten und die Bruchstellen wieder glatt geschnitten haben.

Neben dieser Arbeit zu Beginn des Monats April, war es vor allen Dingen das durchdringende wässern aller Rosenbeete die als wichtigste Arbeit zu tun war. Hier war es wieder einmal die fest installierte Bewässerungsanlage, die trotz einiger noch abzustellender Fehlleistungen viel Zeit und Kraft sparte.




Wasserbedarf von Rosen

Bedingt durch die geringen Niederschläge der letzten Monate, kam es auch in den Randbereichen des Dresdner Rosengartens zu großem Wassermangel. Hier konnte nur durch den Einsatz von vielen mobilen Regnern ein halbwegs befriedigendes Resultat erzielt werden. Wir hoffen, dass wir vor allem den Rotbuchen sowie den großen Rhododendren ud Azaleen ein wenig Erleichterung verschaffen konnten. An der Blütenpracht letzterer konnte man den Erfog sicherlich schon ein klein wenig messen.
Und weil wir gerade bei der Blütenpracht sind. Es ist dieses Jahr nun fast genau einen Monat eher mit einer solchen zu rechnen.
Viele Strauchrosen blühen seit Anfang April und auch auf den Beeten im Mittelteil bereitete sich der erste Flor auf seinen großen Auftrit vor. Seit Mitte April blüht es nun auch hier, zaghaft noch, aber nichts desto trotz ganz stark in Farbe und Form.

Hoffen wir, dass die Ende April neugepflanzte Hainbuchenhecke links vom Eingang Rosa-Luxemburg-Platz, demnächst auch wieder ganz stark in Farbe und Form sein wird. Sie ist umso wichtiger, da sie diesen Eingangsbereich markiert und gleichzeitig verschönt. Nach dem Absetzen zweier historischer aber in den letzten Jahren Stück für Stück absterbender Roßkastanien, tat sich hier im wortwörtlichsten Sinne eine Lücke und gleichzeitige Chance für eine erfolgversprechende Nachpflanzung dieses bis dato eher nicht wahrnembaren Heckenabschnittes auf. Es ist gut das im Amt für Stadtgrün diese einmalige Chance erkannt und wahrgenommen wurde. Dafür von hier aus ein großes Dankeschön, verbunden mit dem Wunsch nach einer weiterhin beständigen und erfolgreichen Zusammenarbeit.

Jens Zappe




Wasserbedarf von Rosen

Die Rose hat einen sehr hohen Wasserbedarf. Er ist aber sehr unterschiedlich im Jahresablauf. Die größten Wassermengen werden in den Zeiten benötigt, in denen das stärkste Wachstum stattfindet, also beim Austrieb im Frühjahr, wenn die Triebe und Blattmassen gebildet werden, und nach der ersten Blüte, wenn der zweite Austrieb in Gang kommen soll. Fehlt der Rose zum Austrieb ausreichend Wasser, kann sie auch nicht ausreichend Nährstoffe aufnehmen. Die Triebe bleiben dann dünn, die Blüte wird schon auf sehr kurzen Stielen gebildet, sie ist klein und oft wenig gefüllt. Messreihen zeigten, dass allein die Verdunstungsverluste der Rosen vom Austrieb bis zur vollen Blattentwicklung auf das 8- bis 9fache ansteigen. Größere Wassermengen im Spätsommer und Herbst sind nicht von Vorteil, denn dadurch kommt das Wachstum nicht zur Ruhe, und die Pflanzen werden unausgereift vom Winter überrascht. Fehlt während der Wachstumsperiode ausreichend Wasser, so muss durch entsprechende Wassergaben nachgeholfen werden. Dabei nützt es sehr wenig, wenn die Rosen jeden Tag nur etwas naßgespritzt werden und der Boden vielleicht gerade angefeuchtet wird. Besser sind kräftige Gaben. Der Boden muss richtig durchfeuchtet werden. Dazu sind etwa Niederschlagsmengen von 20 mm oder 20 Liter je Quadratmeter erforderlich. Wie viel Gießkannen dafür erforderlich sind, kann man sich leicht ausrechnen. Wer im Besitz eines Regners ist, wird ihn meist 1,5 bis 2 Stunden an einer Stelle stehen lassen müssen.
Diese Mengen reichen dann ohne natürlichen Regen gut für 8 bis 14 Tage. Die Frage nach der besten Tageszeit für das Bewässern wird häufig gestellt. Einige Kriterien scheinen sich zu widersprechen: Einmal macht die Rose keine Ausnahme von der Regel, dass Bewässerung bei starker Sonnenstrahlung nicht günstig ist. Wird tagsüber bewässert, soll das Laub bis zum Abend wieder abgetrocknet sein, um dem Krankheitsbefall keinen Vorschub zu leisten.
In einem Vergleich verschiedener Bewässerungsmethoden und -Zeitpunkte schnitt die Beregnung während der Nachtstunden in Hinsicht auf Gesundheit der Pflanzen und Wachstum am besten ab. Die Nachtberegnung war auch besser als die Wassergabe direkt an die Wurzeln, ohne das Laub zu benetzen. Der Widerspruch zur Regel des trockenen Laubes in der Nacht ist nur scheinbar.
Solange die Beregnung stattfindet, können keine Pilzsporen auf dem Laub keimen bzw. werden sie sofort abgespült und mit beginnendem Tag trocknet das Laub sehr schnell wieder ab.

Quelle:
"Das Neue Rosenbuch"

Als Warenzeichen registrierte Sortennamen sind nicht gekennzeichnet, Patent- und Schutzrechte an Sorten nicht angegeben. Nicht in jedem Falle sind also die in diesem Buch genannten Sortennamen freie Warennamen.
Farbfotos Dr. Eckart Haenchen, Cossebaude
4., unveränderte Auflage
© 1981 VEB Deutscher Landwirtschaftsverlag
DDR -1040 Berlin, Reinhardtstraße 14
Lizenznummer 101-175/120/81
LSV4345
Lektor: Christine Margraf
Grafische Gestaltung: Waltraut Schramm
Printed in the GDR
Satz: INTERDRUCK Graphischer Großbetrieb
Leipzig -III/18/97
Lithografie: Tribüne Druckerei Leipzig
Druck: Ag 117/1/8 0425-1
Buchbinderei: LVZ - Druckerei "Hermann Duncker",
Leipzig - III/18/138
Bestellnummer: 558 2921
DDR 31,- M





Die Parke

1.

Unaufhaltsam heben sich die Parke
aus dem sanft zerfallenden Vergehn;
überhäuft mit Himmeln, überstarke
Überlieferte, die überstehn,

um sich auf den klaren Rasenplänen
auszubreiten und zurückzuziehen,
immer mit demselben souveränen
Aufwand, wie beschützt durch ihn,

und den unerschöpflichen Erlös
königlicher Größe noch vermehrend,
aus sich steigend, in sich wiederkehrend:
huldvoll, prunkend, purpurn und pompös.

2.

Leise von den Alleen
ergriffen, rechts und links,
folgend dem Weitergehen
irgend eines Winks,

trittst du mit einem Male
in das Beisammensein
einer schattigen Wasserschale
mit vier Bänken aus Stein;

in eine abgetrennte
Zeit, die allein vergeht.
Auf feuchte Postamente,
auf denen nichts mehr steht,

hebst du einen tiefen
erwartenden Atemzug;
während das silberne Triefen
von dem dunkeln Bug

dich schon zu den Seinen
zählt und weiterspricht.
Und du fühlst dich unter Steinen
die hören, und rührst dich nicht.

3.

Den Teichen und den eingerahmten Weihern
verheimlicht man noch immer das Verhör
der Könige. Sie warten unter Schleiern,
und jeden Augenblick kann Monseigneur

vorüberkommen; und dann wollen sie
des Königs Laune oder Trauer mildern
und von den Marmorrändern wieder die
Teppiche mit alten Spiegelbildern

hinunterhängen, wie um einen Platz:
auf grünem Grund, mit Silber, Rosa, Grau,
gewährtem Weiß und leicht gerührtem Blau
und einem Könige und einer Frau
und Blumen in dem wellenden Besatz.

4.

Und Natur, erlaucht und als verletze
sie nur unentschloßnes Ungefähr,
nahm von diesen Königen Gesetze,
selber selig, um den Tapis-vert

ihrer Bäume Traum und Übertreibung
aufzutürmen aus gebauschtem Grün
und die Abende nach der Beschreibung
von Verliebten in die Avenün

einzumalen mit dem weichen Pinsel,
der ein firnisklares aufgelöstes
Lächeln glänzend zu enthalten schien:

der Natur ein liebes, nicht ihr größtes,
aber eines, das sie selbst verliehn,
um auf rosenvoller Liebes-Insel
es zu einem größern aufzuziehn.

5.

Götter von Alleen und Altanen,
niemals ganzgeglaubte Götter, die
altern in den gradbeschnittnen Bahnen,
höchstens angelächelte Dianen
wenn die königliche Venerie

wie ein Wind die hohen Morgen teilend
aufbrach, übereilt und übereilend - ;
höchstens angelächelte, doch nie

angeflehte Götter. Elegante
Pseudonyme, unter denen man
sich verbarg und blühte oder brannte, -
leichtgeneigte, lächelnd angewandte
Götter, die noch manchmal dann und wann

Das gewähren, was sie einst gewährten,
wenn das Blühen der entzückten Gärten
ihnen ihre kalte Haltung nimmt;
wenn sie ganz von ersten Schatten beben
und Versprechen um Versprechen geben,
alle unbegrenzt und unbestimmt.

6.

Fühlst du, wie keiner von allen
Wegen steht und stockt;
von gelassenen Treppen fallen,
durch ein Nichts von Neigung
leise weitergelockt,
über alle Terrassen
die Wege, zwischen den Massen
verlangsamt und gelenkt,
bis zu den weiten Teichen,
wo sie (wie einem Gleichen)
der reiche Park verschenkt

an den reichen Raum: den Einen,
der mit Scheinen und Widerscheinen
seinen Besitz durchdringt,
aus dem er von allen Seiten
Weiten mit sich bringt,
wenn er aus schließenden Weihern
zu wolkigen Abendfeiern
sich in die Himmel schwingt.

7.

Aber Schalen sind, drin der Najaden
Spiegelbilder, die sie nicht mehr baden,
wie ertrunken liegen, sehr verzerrt;
die Alleen sind durch Balustraden
in der Ferne wie versperrt.

Immer geht ein feuchter Blätterfall
durch die Luft hinunter wie auf Stufen,
jeder Vogelruf ist wie verrufen,
wie vergiftet jede Nachtigall.

Selbst der Frühling ist da nicht mehr gebend,
diese Büsche glauben nicht an ihn;
ungern duftet trübe, überlebend
abgestandener Jasmin

alt und mit Zerfallendem vermischt.
Mit dir weiter rückt ein Bündel Mücken,
so als würde hinter deinem Rücken
alles gleich vernichtet und verwischt.

Quelle:

Rainer Maria Rilke
" Der neuen Gedichte anderer Teil"

Digitale Bibliothek
Deutsche Lyrik von Luther bis Rilke S. 86034
(vgl. Rilke-SW Bd. 1, S. 603 ff.)