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Weiße Rosen
Weiße Rosen in Dresden


Archivtext - Februar 2005




Weiße Rosen in Dresden gegen braune Geschichtsvergessenheit und Erfahrungsresistenz.



Jedes Jahr im Februar beunruhigen sich viele Dresdner Bürger über die zum 13. Februar geplanten Aufmärsche der NPD und ihren Mitläufern im Stadtzentrum unserer sonst so schönen Stadt. Jedes Jahr gibt es die immer aktiven Gegner all dieser Aufmärsche und dem damit verbundenem Gedankengut, und jedes Jahr werden diese massiv behindert bei der Ausübung ihrer Bürgerpflicht. Und jedes Jahr wird es wieder Sommer und die große Beunruhigung vom Februar ist vergessen?


Es ist nicht von der Hand zu weisen. Der aktuelle Überblick aus dem Rosengarten Dresden ist wieder einmal verbunden mit dem Geschehen in dieser Stadt selbst. Während der kurze Winter vom Ende Januar mit ca einer Woche Schnee vom Anfang Februar den Rosen eine kleine Wachstumspause bescheren könnte, entwickeln sich die Ereignisse rings um den Rosengarten recht deutlich.

Zum Einen ist es der Bürgerentscheid zum Bau der Waldschlösschenbrücke und all der mit dieser Brücke verbundenen negativen Konsequenzen. Denn bei 860 Mill. Euro Schulden und einem Investitionsstau von mehreren Millionen Euro ein Projekt zu beginnen, daß mit ca. 157 Mill. Euro zu Buche schlägt, grenzt schon an Arroganz und Größenwahn. Selbst wenn das Land Sachsen ca. 96 Mill. Euro der Gesamtsumme trägt, muß man schon sehr oft in Mathematik gefehlt haben, um nicht die damit verbundenen Gefahren eines langfristig gestörten Haushaltes zu erkennen! Und wenn man meint das bereits in den Sand gesetzte Geld von ebenfalls mehreren Millionen durch den Bau dieser Brücke retten zu können, zeigt das ebenfalls große Lücken im Fach Betriebswirtschaftslehre. Denn ein Kernsatz der Börse lautet:

"Wirf schlechtem Geld kein gutes Geld hinterher!"

Die Diskussionen zum Thema in seiner Vollständigkeit hier abzubilden, würde den Rahmen dieser Seite sprengen. Deshalb gibt es für alle Interessierten diese Links zum Thema:

www.waldschloesschenbruecke.de
www.elbwiesen-erhalten.de




Ein anderes Ereignis dieser Tage, welches mit dem Rosengarten Dresden eng verbunden ist, ist das Gedenken an die sinnlose Zerstörung Dresdens am 13. Februar 1945 durch angloamerikanische Bomberstaffeln.
In einem Werbeplakat für die neueste Ausgabe des "Spiegel" konnte man die große Überschrift lesen, "Wie der Krieg nach Deutschland kam". Es ist so glaube ich, eine recht unglückliche Formulierung für so ein renommiertes Magazin. Denn dem flüchtig Schauenden wird impliziert, daß der Krieg von außen kam und Deutschland ein Opfer war.

Hier ergibt sich eine bedenkliche und aktiv zu bekämpfende Nähe zum rechtsbraunen Gedankengut. Deutschland war niemals Opfer obwohl es viele Opfer bringen mußte und allen, die diesen Opfermythos heute, in welcher Form auch immer befördern, sei deutlich gesagt:

"Der Krieg ging von deutschem Boden aus !"

Das dieser Krieg von Deutschland ausgehen konnte hat sehr komplexe Ursachen, von denen unter anderem eine der Fremdenhaß und die andere die Dummdreistigkeit ideologischer Rattenfänger war. Beides ist heutzutage in vielen Köpfen wieder auf der Tagesordnung und zeigt sich in den Wahlergebnissen der NPD. Aber nicht nur dort ist es offensichtlich wie wenig gesunder Menschenverstand hier waltet. Auch in dem alltäglichen Sprachgebrauch haben sich Floskeln (hoffentlich nur das) eingebürgert, die recht deutlich an das Buch "LTI" Victor Klemperers erinnern.

Und aus Besorgnis darüber möchte ich diesen Beitrag nutzen, alle dazu aufzurufen sich permanent gegen jedwedes Gedankengut von Völkerhass und Deutschtum zu wenden. Wir müssen jede Gelegenheit nutzen, die ideologischen Brandstifter bloßzustellen und Gleichgültigkeit, auch bereits in der täglichen Sprache und Kommunikation, zu verhindern!

Deshalb muß auch von dieser Stelle aus gesagt werden, wenn man sich nur am 12. und 13. Februar im Zuge einer großen Initiative eine weiße Rose aus Sebnitz an´s Revers heftet und denkt damit seine Schuldigkeit getan zu haben, ist das sehr kurz gegriffen. Resultieren könnte es eventuell aus der Geschichte wie es zur Initiative "Weiße Rose" in Dresden gekommen sein soll. Eine große Tageszeitung legte die Geschichte so dar, daß eine der Mitinitiatorinnen dieser Initiative nach dem Bombenangriff einen zersprungenen Porzellanteller mit einer weißen Rose in den Trümmern gefunden hat. Dies erinnerte sie an ihr Zuhause und hat sie bis heute nicht mehr losgelassen. Deshalb diese Initiative ! (?)

Alle Erinnerung in Ehren, aber wenn es eines weiteren Auslösers zum Erinnern für alle (!) bedarf, und es muß eine weiße Rose sein, dann kann dieser Auslöser nur Hans und Sophie Scholl, und ihre Freunde heißen. Die Mitglieder der Münchner Widerstandsgruppe "Die Weiße Rose" haben ihren Mut mit dem Tod unter dem Fallbeil bezahlt und das Kriegsende nicht mehr miterlebt. Erinnern wir uns doch alle gemeinsam an dieses Beispiel von Zivilcourage und das nicht nur im Februar eines jeden Jahres.

Sollte diese Gedankenverbindung zur Widerstandsgruppe "Weiße Rose" so nicht gewollt sein, dann kann man sich dieses Zeichen der Erinnerung an den Widerstand im Nazi-Deutschland nicht zu eigen machen und sollte statt dessen zerbrochenes Porzellan vor sich hertragen!
In so einer wichtigen Sache wie dem Widerstand gegen Intoleranz und braunem Gedankengut, darf man sich nicht auf den kleinsten gemeinsamen Nenner einigen, denn dieser ist zu indifferent und auf jeden Fall unzuverlässig!
Treten wir immer und überall der Dummheit und Unwissenheit, dem Nationalismus und seinen Wegbereitern in Volk, Parlamenten und Medien mit aller Kraft entgegen und notfalls auch vor´s Schienbein!

Jens Zappe






Informationen zur Widerstandsgruppe finden Sie über den nachfolgenden Link. Hier hat sich ein finnischer Student intensiv mit der "Weißen Rose" befaßt. Danke Paul Moilanen!

Die weiße Rose

Vielleicht haben ja Hans und Sophie Scholl auch B.Travens Buch "Die weiße Rose" aus den zwanziger Jahren gelesen und gemeint mit der Namensgebung ihrer Widerstandsgruppe, eine Erinnerung an die Hacienda "La Rosa blanca" des Indianers Hacinto Yanyez wachhalten zu können. Denkbar wäre es zumindest, oder?

über "Die weiße Rose" von B. Traven

DIE WEISSE ROSE
(La Rosa Blanca)
Ein mexikanisches Rancho-Lied

Nah' am Rande der Barranca,
Gebadet tags im Sonnengold,
Geliebkost von Frau Luna nachts,
Traulich blüht La Rosa Blanca.

Jeden Tag schon in der Frühe
Sing'n die Vögel deinen Ruhm;
Wie du blühst, seit Gott dich schuf,
Ewig, weiße Rose, blühe.

Wenn ich auch einst verwelken muß,
Weiße Rose, du sollst blühen,
Und mein letzter Lebenshauch
Ist für dich mein Abschiedskuß.