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Dresden Zerstörung
Uns "Reich(t)" es! - wandelt Wut in Widerstand - Nazitränen satt!


Archivtext - Februar 2004


Foto: Richard Peter sen.


,,In keinem andern Volk wären Kohorten von Spießbürgern in Uniform so leicht für beispiellose Verbrechen zu mobilisieren gewesen, für die Vernichtung von Menschen, die sie weder fürchteten noch haßten.
Sie haßten sie sowenig wie die Wanzen, die sie in ihren Truppenunterkünften zerdrückten."

Erich Kuby

Nun ist es doch wieder soweit gekommen.
Am 14. Februar erhoben in Dresden ein Haufen geschichtsvergessener und vor allem erfahrungsresistenter, brauner Spießbürger ihr Haupt an zentralen Plätzen dieser Stadt.


Deshalb an dieser Stelle ein Blick auf das andere Dresden.
Diese nachfolgende Fassung des "Prometheus" von J.W.Goethe ist das Ergebnis, einer leider nicht für alle Dresdner typischen, Auseinandersetzung mit der Gegenwart.
"Nazitränen satt!" das ist eine mittlerweile ebenso wichtige Form des Widerstandes gegen rechts geworden, wie diese nachfolgende nicht minder intensive Demonstration von Klugheit und Wissen.


"Prometheus" (Neufassung)

Bedecke deinen Himmel, Neonazi,
Mit Dönerdunst
Und übe, dem Knaben gleich,
Der Disteln köpft,
Am Erkennen dich und der Gerechtigkeit!
Werden uns die Welt
Nicht nehmen lassen.
Und meine Gedanken, die du nicht erkennen willst,
Und meinen Widerstand,
Um dessen Glut
Du mich beneidest.

Ich kenne nichts Ärmeres
Unter der Sonn als euch, Neonazis!
Ihr nähret kümmerlich
Von Dumpfheit, Furcht
Und Hass auf alles Fremde
Euren blinden Wahn.
Und darbtet, wäre
Nicht dieses Land
Voller hoffnungsloser Toren.

Auch ich, als ich noch Kind war,
Nicht wußte, was Recht ist und was falsch
Mußte ich lernen.
Und suchen im Leben
Auch ein Ohr zu hören meine Fragen,
Ein Herz wie meins,
Den Beträngern zu Widerstehen.
Wer half mir,
Weder Lehrer noch Freunde?
Wer rettete vor Springerstiefeln mich,
Vor Hetzerei?
Hast du nicht alles selbst vollendet,
Mutig glühend Herz?
Und glühtest jung und gut,
Betrogen, deshalb nicht.
Trotz der Schlafenden da droben!

Ich euch ehren? Wofür?
Habt ihr die Schmerzen gelindert.
Je der Farbigen?
Habt ihr die Tränen gestillet
Je des Geängsteten?
Hat nicht mich zum Linken geschmiedet
Diese braune Zeit.
Und das ewige Vergessen,
Euch ihr stummen Herren.

Wähntet ihr etwa,
Ich sollte euch Nazis hassen ,
Vor eurer Meute fliehen,
Weil Friedensträume nur langsam reiften,
In den Zeiten die vorüber ziehen.

Hier stehe ich, suche Menschen
Nach meinen Bilde,
Für ein Geschlecht, das mir gleich sei,
Zu leiden, zu weinen,
Zu genießen und zu freuen sich,
Und das immer auf euch Nazis achtet,
Wie ich!

Kristin, 15 Jahre
Dresden
Januar 2004