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'Paul´s scarlet' eine 'Alte Liebe'


Archivtext - Dezember 2003


,,Brauchen wir das dürre Holz nicht mehr, um unseren äußeren Menschen zu erwärmen, dann wird dem Geschlecht das grüne, in Saft und Trieb stehende zur Erwärmung seines inwendigen Menschen notwendig sein." - W.H. Riehl


Mit der am 5. Dezember 2003 im zweiten Bauabschnitt erfolgten Pflanzung des letzten der 72 Crataegus laevigatus 'Paul's scarlet', ist es endlich gelungen, das wichtigste Bindeglied zwischen Elbraum und Rosengarten, den Crataegusweg in seiner Gesamtheit als einheitliche Allee, wiederherzustellen.


Neben dem großen Dankeschön an Sponsoren und Organisatoren der Baumpflanzung, gilt es an dieser Stelle noch den allerherzlichsten Dank an Dresdens ältestes Teefachgeschäft zu richten. Familie Köhler und ihr Geschäft ,,Tee am Altmarkt" haben in liebenswerter Weise, wenn auch leider nicht persönlich vor Ort, so doch mit Tee, Teeschalen und Samowarzubehör geholfen, dieses Ereignis gebührend zu umrahmen. Außer einem auf jeden Fall interessanten Besuch dieses Teefachgeschäftes am Dresdner Altmarkt, gibt es seit kurzem die Möglichkeit per Website im umfangreichen Teeangebot verschiedener Teelieferanten zu blättern. Bis zur Fertigstellung des ,,Shop" dieses Internetangebotes, können Sie zu jeder Zeit den Tee ,,Dresdner Rosengarten" direkt im Geschäft ,,Tee am Altmarkt" erwerben.

www.teeindresden.de

Gab es zu Beginn der Arbeiten auf dem Crataegusweg, immer wieder Fragen und Bedenken über die Machbarkeit einer solchen komplexen Maßnahme, so zeigt das Ergebnis von mehr als drei Jahren intensiven Bemühens, allen denen die Willens sind zu sehen, daß es geht. Auch wenn die Zeit nicht gerade günstig für die Erhaltung und Pflege der uns anvertrauten Kulturgüter scheint, so ist es um so wichtiger, solche Maßnahmen auch gegen alle Widerstände zu einem positiven Ende zu führen! Wie anders wäre es möglich gewesen, die den Rosengarten einerseits elbseitig fassend und begrenzend, sowie andererseits auch fest mit dem Elbraum verbindende Allee zu ersetzen, oder unter anderen Bedingungen wieder aufleben zu lassen?
Ein Ende der 1980er Jahre erfolgter Versuch die ,,Fehlstellen" mit Prunus serrulata 'Kanzan' (Nelkenkirsche) aufzufüllen zeigte, daß die Kombination von Prunus und Crataegus

a) keinen einheitlichen Alleecharakter herstellen kann, und

b) in weiterer Zukunft das Aus für die Rosen des unmittelbar anschließenden Randstreifens bedeutet hätten.

Die äußerst ungünstigen Bodenverhältnisse der einzelnen Baumstandorte und nicht zuletzt der fortwährende Vandalismus führten dazu, daß es bis August 2002 nur wenigen Prunus serrulata 'Kanzan' gelang, ihren Habitus optimal zu entwickeln. Und genau hier lagen bereits die Gründe für einen rigorosen Neuanfang mit der ursprünglich gepflanzten Rotdorn- Sorte: Crataegus laevigatus 'Paul's scarlet'. Hätte man zu diesem Zeitpunkt einen einheitlichen Gesamteindruck haben wollen, so hätte man einen Großteil der Prunus serrulata ,Kanzan' neu pflanzen müssen. Dieses Erfordernis bestand, weil zum Einen der Großteil dieser Bäume durch mutwillige Zerstörung irreversibel beschädigt waren und zum anderen, alle Prunus nicht auf den Originalstandorten der in den 1930er Jahren gepflanzten Crataegus standen.

Hierzu kam noch, daß diejenigen Prunus serrulata ,Kanzan' die bis dato von allem Unbill verschont geblieben waren, begannen eine derartig dichte und vor allem breit ausladende Krone zu entwickeln, daß die davon betroffenen Strauchrosen bereits erste Ausfallerscheinungen zeigten. Da es im elbseitigen Randbereich des Rosengartenvorderteils eine in den Entstehungsjahren gepflanzte Prunus serrulata ,Kanzan' gibt, in deren Kronentraufbereich keine Rose zu wachsen vermag, war bereits zu diesem frühen Zeitpunkt abzusehen, was der Erhalt dieser zugegebener Maßen sehr üppig und verschwenderisch blühenden Nelkenkirschen mit sich bringen würde.

Ganz im Gegenteil dazu zeigte sich das Umfeld der Crataegus- Altbäume. Strauchrosen und hier vor allem diese Sorten welche einen lichten Schatten vertragen, blieben erhalten, oder konnten sich sogar neu etablieren. Die kleinteilige Blattform des Rotdorn harmoniert wesentlich besser mit der einer Rose und auch die Blüte des Crataegus, ob einzeln oder als Gesamtheit von fern wirkend, ist dezent untergeordnet und bereitet uns auf die Unbekümmertheit und Überschwenglichkeit der kommenden Rosenblüte vor, ohne sie bereits auf ,,höherer" Ebene vorwegzunehmen.

,,Ein alter Baum ist ein Heiligthum, dennoch weiche das Einzelne, wo es Noth thut, auch hier immer dem Ganzen."

Fürst Hermann von Pückler-Muskau hat es exakt benannt.Es mag nicht immer nur der ,,alte Baum" sein, der ein ,,Heiligthum" ist und dennoch als einzelnes dem ganzen weichen muß. Dem Crataegusweg als Ganzem, mußten mehrere ,junge" Prunus serrulata ,Kanzan', aber auch mehrere ,,alte" Crataegus laevigatus 'Paul's scarlet' weichen. Uns allen waren sie, wenn auch nicht unbedingt ,,heilig", so doch aber auf jeden Fall wichtig! Deshalb gibt es auch noch vier Altexemplare des Rotdorns, die uns als Episodenbäume dieser Allee, Zeitzeugen und Ziel zugleich sein werden.

Nachdem es nun ein Ende mit den Bedenken und Zweifeln hat und der Crataegusweg in seinem vollständigen Umfang wieder hergestellt wurde, ist es nun an der Zeit dieses zu Ende gehende Jahr 2003 freudvoll ausklingen zu lassen.
Den Anfang gemacht haben:

die Vertreter der OBl-Heimwerkermarkt GmbH & Co. Bannewitz KG als Sponsor des Großteils der gepflanzten Crataegus laevigatus ,Paul's scarlet',

der Amtsleiter des Grünflächenamtes der Stadt Dresden,

die dieses Projekt ,,Rekonstruktion des Dresdner Rosengartens" in stetiger und immer wieder mühevoller Arbeit vorantreibende verantwortliche Mitarbeiterin der Abteilung Projektierung im Dresdner Grünflächenamt,

Mitarbeiter des den Rosengarten betreuenden Meisterbereiches,

Freunde des Dresdner Rosengartens

und nicht zuletzt die Presse,

die dieser Baumpflanzung ihre Aufmerksamkeit widmete. Sie alle ließen es sich nicht nehmen, diese feierliche Pflanzaktion mit einer im Originalsamowar zubereiteten Tasse ,,Dresdner Rosengarten"-Tee zu vollenden. Bei echt russischem Gebäck, Konfekt und Konfitüre wurden auf das Kommende und noch zu Schaffende etliche Schalen Tee geleert, auf das sich bis zu dem dereinst einmal "in Saft und grün stehenden.", der "inwendige Mensch" um so besser erwärme!