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Schlamm der Flut
"Es wird durchgeblüht..."


Archivtext - September 2002




Dieser Titel des Buches von Karl Foerster beschreibt wohl am besten den derzeitigen Zustand im Rosengarten Dresden nach dem Rückgang des Hochwassers und den ca. vierwöchigen Aufräumungsarbeiten.


Können Rosen eigentlich schadlos eine so lange Zeit unter Wasser vertragen? Eine diesbezügliche Anfrage in unserem Forum, haben wir zum Anlaß genommen, einen Überblick über die getätigten Arbeiten, sowie einige Erkenntnisse zum Thema "Rosen unter Wasser" an dieser Stelle darzulegen. Was wir jetzt in zunehmender Weise beobachten können, ist ein unglaublich vermehrtes Auflaufen von Pflanzensamen aller Art, die höchstwahrscheinlich aus allen möglichen überschwemmten Kulturen, in die Beete des Rosengartens eingetragen wurden.



Die längste Zeit, also 5 Tage mußten die Rosen im Senkgarten mit einem Wasserstand bis zu 2,50 m klar kommen. Im Mittelteil waren es etwa 3 Tage, an denen die dortigen Rosen fast völlig unter Wasser standen. Wir haben das einmal durchgerechnet und denken das es ähnlich wie in der Aquaristik zugegangen sein wird.
Auch dort werden zunehmend ganz normale Zimmerpflanzen als Aquarienpflanzen verkauft und wenn die Fische nicht allzu aggressiv sind, geht es auch eine ganze Weile gut. In der Luft haben wir 21 % Sauerstoff (Stickstoff 78,08 %, Argon 0,93 %, Kohlendioxid 0,034 %, Wasserstoff 0,00005 % und andere Edelgase mit ca. 0,00245 %) den die Pflanze nutzen kann, im Wasser dagegen sind es nur etwa 4 % die zur Verfügung stehen. Diese 4 % sind anscheinend ausreichend für ein Überleben (mehr aber auch nicht!) unter Wasser. Bei normalen Landpflanzen entwickeln sich unter Wasser mit der Zeit wesentlich weicheren Pflanzenteilen als auf dem Land. Im Rosengarten war dieser Zustand noch nicht eingetreten, aber durch die mitgeführten Schlammpartikel, gemischt mit allerlei undefinierbaren "Zusätzen" im Elbwasser wie z.Bsp. Heizöle, kam es zu einer vollständigen grauen und äußerst haltbaren Ummantelung aller dem Wasser ausgesetzten Pflanzenteile.

Heute zeigt sich, das ca. 5 Wochen nach dem Hochwasser, ein starker Neuaustrieb die Funktion der kaum noch atmungs- und photosynthesefähigen Pflanzenteile übernommen hat, während die alten Blätter in großen Mengen abfallen. Wenn wir nun noch den Lichtfaktor betrachten wollen, ist es auch hier sicherlich so ähnlich wie in der Aquaristik. Dort wird zum Beispiel bei starkem Algenbefall empfohlen, das gesamte Aquarium erst einmal über längere Zeiträume abzudunkeln. Damit erreicht man über die schnellere Anpassungsfähigkeit der höheren Pflanzen an die Umweltbedingungen gegenüber derer der Algen ein Absterben letzterer und damit den gewünschten Erfolg. Daher gehe ich einmal davon aus, das Lichtmangel nicht von so großer Bedeutung gewesen sein kann, bzw. sich die Rosen darauf eingestellt haben. Nachdem sich das Hochwasser aus allen Gartenteilen wieder zurückgezogen hatte, begannen nach der "Trockenlegung" des Gärtnerdepot am Dienstag den 20.08.2002 die Aufräumungsarbeiten im Rosengarten Dresden.
Als erstes wurde um die Begehbarkeit der Wege wieder herzustellen, Schlamm geschaufelt. Desgleichen mußte in den Pflanzflächen erfolgen, da dort die Schlammschicht bis zu 10 cm stark war. Ein Bodenleben mit Luft- und Wasserführung konnte es so nicht mehr geben.

Insgesamt waren es über 80 t Schlamm die deshalb entfernt werden mußten. Danach stand dann die Frage: Starker Rückschnitt um das Verhältnis zwischen der Versorgungsfähigkeit der einzelnen Pflanzen gegenüber der noch vorhandenen Grünmasse wieder herzustellen, oder die selbstständige Regulierung dieses Mißverhältnisses durch die betroffenen Rosen abzuwarten. Man hat sich für das Letztere entschieden, da die erste Variante die Gefahr von einem starkem Rückfrieren der bis zum Winter kräftig neu gebildeten aber nicht ausgereiften Triebe in sich barg. Heute ist festzustellen, das es zwar auch zu starkem Neuaustrieb mit reichlichem Blütenansatz gekommen ist, was aber hauptsächlich in den oberen Triebspitzen geschehen ist. Diese Neutriebe werden mit dem Herbstschnitt sowieso entfernt und haben damit ihre Funktion als sogenannte "Zugäste" erfüllt.

In den Strauchrosenbereichen mußten viele große und alte Exemplare gerodet werden, da sie mit ihrer großen Angriffsfläche von der Strömung gleich aus- oder nur teilweise abgerissen wurden sind. Manche Strauchrosen lagen auch völlig waagerecht auf dem Boden und waren mit angeschwemmten Müll völlig bedeckt und dadurch so verletzt, das es fast zwingend zu Krankheiten gekommen wäre. Eine genaue Schadenseinschätzung wird erst im Frühjahr 2003 erfolgen, da dann zu sehen sein wird ob zum Beispiel der starke Neuaustrieb oder auch die mechanischen Beanspruchungen in den Strauchrosenbereichen durch die Pflanzen selbst kompensiert werden konnten.
Doch eines ist ganz sicher, der auch wenn es aus dem bisher geschriebenen nicht so offensichtlich ist, der Rosengarten Dresden braucht jede Hilfe.

Derzeitig sind es vor allen Dingen die Wegeflächen (sandgeschlämmte Schotterdecken) die ihrer Deckschicht und teilweise sogar den Unterbau verloren haben. Dabei geht es um Größenordnungen von ca. 3000 m² Wegenetz die hier in Mitleidenschaft gezogen wurden.
Ganz speziell für den Rosengarten gibt es jetzt ein Spendenkonto, bei dem man unter dem Kennwort "Hochwasser- Rosengarten" ausschließlich für den Rosengarten Geld überweisen kann.

Stadtsparkasse Dresden
Ktnr.: 140000130
BLZ: 85055142
Kennwort: "Hochwasser- Rosengarten"

Dieses gespendete Geld wird 100 %ig für entstehende Sachkosten bei der Beseitigung der Hochwasserschäden im Rosengarten genutzt. Für die finanzielle Unterstützung der weiterführenden Rekonstruktion gilt das gleiche Konto, nur das Kennwort lautet hier "Rosengarten" Auch auf diesem Konto sind Geldspenden herzlich willkommen, da trotz des Hauptsponsors "Obi" auch in Zukunft jeder Cent gebraucht werden wird. Diese beiden genannten Konten sind durch die Stadt Dresden bzw. durch das Grünflächenamt der Stadt Dresden eingerichtet wurden, um so trotz der mißlichen Haushaltsituation weiterhin vorzeigbare Ergebnisse zu erzielen.

Denn nur mit Idealismus geht es nun einmal nicht überall !